Von Martin Koch
Die Liste berühmter Linkshänder ist lang: Leonardo da Vinci, Michelangelo und Picasso; Mozart, Beethoven und Paganini; Cäsar, Friedrich II. und Napoleon; Einstein, Helmholtz und Pawlow; Martina Navratilova, Bill Clinton und Paul McCartney... Sie alle hatten das Glück, ihrer linkshändigen Veranlagung treu bleiben zu dürfen.
Unzählige andere Linkshänder durften dies nicht und wurden bereits als Kind auf die bevorzugte Benutzung der rechten Hand getrimmt. Heute lebt fast die gesamte Menschheit in einer Rechtshänder-Welt, worin die meisten Geräte und Techniken ausschließlich für den rechtshändigen Gebrauch bestimmt sind. Bereits in der christlichen Mythologie symbolisierte rechts das Gute, Gerechte und Positive, während links für das Böse, Negative und Schwache stand. Unter' ? diesen' Umständen “Verwundert ,es.,nicht, daß Linkshändigkeit,lange als pathologische Erscheinung galt, die man zu »kurieren« versuchte. »In Wirklichkeit ist es gerade umgekehrt«, meint Dr Hannelore Pester, die Leiterin der unlängst eröffneten »Beratungsstelle für Linkshänder« in Berlin-Marzahn. »Erst durch die Umerziehung eines Linkshänders kann aus der Linkshändigkeit ein schwieriges psychologisches und pädagogisches Problem werden.« Nach einer statistischen Erhebung der Organisation für Neutrale Wissenschaften in München machen umgeschulte Linkshänder, sogenannte Pseudo-Rechtshänder, fast 60 Prozent der psychotherapeutischen Fälle aus. Spätfolgen der Links-Rechts-Umpolung sind unter anderem Minderwertigkeitskomplexe, motorische Unruhe und Gedächtnisschwächen. Aber nur wenige ehemalige Linkshänder bringen solche psychischen Störungen mit ihrer frühen Umerziehung in Verbindung, zumal diese oft lange zurückliegt oder sehr sanft erfolgt ist. In der jetzt gegründeten »Bera-
tungsstelle für Linkshänder« können sich alle Betroffenen sowie deren Angehörigen über die Chancen und Probleme der Linkshändigkeit informieren. Zum Beispiel über die Wahl der richtigen Schreibhand. Oder über die besonderen Begabungen und Wahrnehmungsstile eines Linkshänders, die für die Berufsplanung durchaus bedeutsam sein können. Vor allem in sozialen Berufen (Arzt, Krankenschwester, Lehrer) oder im künstlerisch-gestalterischen Bereich (Architekt, Maler, Musiker) bringen Linkshänder aufgrund ihrer hohen Einfühlsamkeit und Emotionalität gute Voraussetzungen mit.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/724829.finger-weg-vom-umpolen-des-menschlichen-gehirns.html