Als zum Ende einer ganz normalen Vorführung des Films »Comedian Harmonists« in den Abspanngesang dieses einmaligen Gesangssextetts die Besucher Beifall klatschten, war das sicher mehr als Anerkennung für einen gut gemachten Film. Er galt wohl auch den Originalkünstlern, die bis zu ihrem Verbot durch die Nazis 1935 mit ihrem Gesang in deutschen Landen für Furore sorgten.
Diese einmalige Mischung von hochprofessionellem Satzgesang, in dem sich auf eigenartige Weise deutsche Chortradition mit dem über den großen Teich herübergeschwappten Swing sowie hintergründigem Humor mischten, verfehlte,
nach einigen Anlaufschwierigkeiten, seine Wirkung auf das Publikum nicht: »Mein kleiner grüner Kaktus«, »Veronika, der Lenz ist da«, »Ich hab für dich 'nen Blumentopf bestellt«, »Ein Freund, ein guter Freund« trällerten die Leute allerorten. Die Schellackplatten gingen weg wie warme Semmeln. Wo diese multikulturelle Truppe auch auftrat, die Säle waren voll: Asparuch Leschnikoff war Bulgare, Roman J. Cycowski kam aus Polen, die Wurzeln Harry Frommermanns gründeten in der Ukraine, Robert Biberti war der Sproß einer französischen Künstlerfamilie. Doch da drei der Mitglieder auch noch jüdischer Herkunft waren, verbot die Reichsmusikkammer, Zensurinstitution des Nazistaates, dem Ensemble weitere Auftritte. Die jüdischen Mitglieder der Truppe, Roman Cycowski, Abraham-Collin und Harry Frommermann, flohen
nach Wien, um von dort aus bis 1940 als »Comedy Harmonists« durch die Welt zu reisen. Biberti, Leschnikoff und Erwin Bootz versuchten mit neuen Partnern als Meistersextett an alten Erfolgen anzuknüpfen. Aber der Glanz war dahin. Nicht nur wegen der jüdischen Mitglieder
der »Comedian Harmonists« gab es Schwierigkeiten mit der Reichsmusikkammer Die ganze Richtung paßte den Nazis nicht, denn dieser witzige, von komödiantischer Leichtigkeit getragene Vortragsstil ließ sich nur schwer für ihre militanten Ziele mißbrauchen.
Roman Cycowski verschlug es nach Los Angeles. Dort versuchte er sich als Nachtclub-Betrciber, allerdings mit wenig Fortune. Er ging pleite. Später erwarb er sich als Kantor einer orthodoxen Synagoge in San Francisco großes Ansehen. Er galt bei den »Comedian Harmonists«, die alle recht ausgeprägte Persönlichkeiten waren, als ruhender, auf Ausgleich bedachter Pol. Das entsprach auch seiner Funktion im »Chor«. Hatte er als Bariton doch für die Vermittlung zwischen den hohen und den tiefen Stimmen zu sorgen.
Als einzigem war es ihm vergönnt, das Comeback der »Comedian Harmonists« im letzten Jahr zu erleben. Der Film wurde ein Riesenerfolg, die alten Schellackplatten, jetzt mit neuester Technik auf CD-Glanz poliert, sind noch immer Verkaufsschlager
Am Montag verstarb Roman Cycowski 97jährig in seinem Haus in Palm Springs.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/738341.die-mittelstimme.html