nd-aktuell.de / 20.11.1999 / Politik / Seite 4

mm Kinder: Recht auf Gleichheit verletzt

110000 beteiligten sich an »Kinderrechtswahl«

Berlin (dpa/ND). Kinder in Deutschland sehen vor allem in Sachen Gleichheit ihre Rechte verletzt- Gleichheit etwa zwischen Jungen und Mädchen oder zwischen Erwachsenen und Minderjährigen. Das hat eine bundesweite »Kinderrechtswahl« ergeben, bei der verschiedene Organisationen fast 110 000 Kinder im Alter von acht bis 18 Jahren befragt haben.

Nach dem Gleichheitsprinzip (59 Prozent) nannten 43,7 Prozent das Recht auf gewaltfreie Erziehung und 37,4 Prozent das Recht auf freie Meinungsäußerung.

Die Ergebnisse der Befragung aus Anlass des 10. Jahrestages der UN-Kinderrechtskonvention wurde am Freitag in Anwesenheit von Familienministerin Christine Bergmann (SPD) vom UN-Kinderhilfswerk Unicef, dem Deutschen Kinderhilfswerk, dem Deutschen Kinderschutzbund und terre des hommes in Berlin vorgestellt. Rund die Hälfte der Jungen und Mädchen (46,8 Prozent) hatte vorher noch nicht von den Kinderrechten gehört.

Gefragt wurde auch nach der weltweiten Lage der Kinder. Fast 54 Prozent der Jungen und Mädchen in Deutschland sind der Ansicht, dass ihre Altersgenossen in vielen Ländern nicht ausreichend vor wirtschaftlicher und körperlicher Ausbeutung geschützt sind. 44,8 Prozent sehen Verstöße gegen das Recht auf Schutz im Krieg und auf der Flucht, 40 Prozent das Recht auf Bildung verletzt.

Das Deutsche Bündnis gegen Kinderarbeit forderte die Bundesregierung auf, bei ihrer Entwicklungshilfe der Beseitigung aller Formen ausbeuterischer Kinderarbeit, insbesondere der Ausbeutung junger Mädchen, Vorrang einzuräumen. Obwohl die UN-Konvention jede wirtschaftliche Ausbeutung von Kindern verbiete, müssten auch heute noch 250 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren Schwerstarbeit leisten. Im Bündnis sind unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund und kirchliche Organisationen zusammengeschlossen.