nd-aktuell.de / 27.11.1999 / Politik / Seite 11

Und hier sind sie-Grissemann und Stermann

Jeden Sonntag auf Radio Eins »Show Royale«

Satire-Duo Christoph Grissemann (Österreich) (r) und Dirk Stermann (Deutschland) Foto: Lukas Beck

Eine Sendung auf Radio Eins, seit August 1997 jeden Sonntag zwischen 16 und 18 Uhr, spaltet die Berlin-Brandenburger Nation: »Show Royale«, die immer mit dem Ruf eingeleitet wird: »Und hier sind sie - Grissemann und Stermann!« Bei ihrem dritten Live-Auftritt in Berlin, die Satiriker leben in Österreich, befragte sie letzte Nacht Peter Kirschey.

? Die einen vergöttern Sie, die anderen finden Sie, um in Ihrer Sprachwelt zu bleiben, zum Kotzen, ekelhaft. Wie muss ein Zuhörer geschaffen sein, um jeden Sonntag zwei Stunden lang »Show Royale« zu ertragen?

Wir machen hier unser kleines Ding und sind dann immer wieder erstaunt über die Reaktionen des Publikums. Es macht schon den Charme der Sendung aus, dass sie gegen das Publikum arbeitet und nicht für das Publikum. Das zieht die Leute irgendwie magisch an.

? Ich habe ganz spontan eine repräsentative Umfrage unter zwei, drei Berlinern gestartet. Nur einer kannte Grissemann und Stermann.

Das ist er, unser Zuhörer. Wir grüßen ihn ganz herzlich.

? Aber alle anderen, die ich noch gefragt hätte, hätten Sie bestimmt nicht gekannt.

Wir haben bei Null angefangen, da ist das eine Steigerung um 100 Prozent.

? Das Wort »Scheiße« ist außerordentlich inflationär in Ihrem Angebot. Dieser

angenehme Wiener Dialekt, diese warmwohligen Stimmen und dann so etwas.

Überlegen Sie, wie oft Sie am Tage »Scheiße« sagen. Wir haben keine 24 Stunden Zeit, wir müssen das Ganze auf zwei Stunden zusammendrücken, da kommt der Begriff schon öfter vor. Er steht gewissermaßen als Symbol für viele verschiedene negative Dinge.

? Sie veräppeln die Menschen, kaum dass Sie den Mund aufmachen. Alle ziehen Sie durch den Kakao, Verona Feldbusch, Dieter Bohlen, Tennisstars, Fußballspieler, Politiker. Gibt es da nicht juristische Gegenwehr?

Nein, die Leute dulden uns. Wir haben uns mittlerweile als Hofnarren des österreichischen Fernsehens etabliert. Das tut keinem weh, was wir hier machen. Denen ist das auch scheißegal, Hauptsache, sie kommen in die Medien.

? Der österreichische Rechtsaußen Jörg Haider steht bei Ihnen an der Spitze der verarschungswürdigen Personen.

Dieser Sonnenstudio-gebräunte Ehrenmann liegt uns natürlich am Herzen. Viel schlimmer als das Phänomen Haider ist aber die Tatsache, dass man in Wien mit der U-Bahn fährt, in die braven Gesichter schaut und weiß, jeder dritte hat Haider gewählt.

? Werden Sie auch an diesem Sonntag wieder über die Berlin-Brandenburger Hörerschaft herfallen?

Kommenden Sonntag und auch alle weiteren Sonntage. Solange man uns hier erträgt. Im März werden wir in Berlin wieder auf der Bühne stehen.