Die Thesen des Massenmörders Anders Behring Breivik standen am Freitagabend in Weimar im Mittelpunkt einer Lesung. Die deutsch-türkische Schauspielerin Sascha O. Soydan verlas im Lichthaus-Kino die Rede, mit der Breivik vor dem Osloer Gericht die 77 Morde rechtfertigen wollte. Die vorherrschende Meinung in der anschließenden Diskussion: Man muss sich mit seinen Ideen über Kulturmarxismus, nordisches Urvolk, Islamisierung Europas und seiner Rechtfertigung auseinandersetzen, um dagegen angehen zu können. Breiviks Erklärung zeige, dass »es nicht um einen durchgeknallten Menschen geht«, sagte der Sozialpsychologe Harald Welzer. »Ich bin nicht Breivik. Ich lese seinen Text. Dazu brauche ich eine Distanz, aber ich versuche zu denken wie er«, erklärte Soydan.
Das Deutsche Nationaltheater hatte sich in dieser Woche von der Lesung, die Regisseur Milo Rau initiierte, distanziert. Rau hatte daraufhin die Veranstaltung in das privat betriebene Kino verlegt. Für ihn sind Breiviks Rechtfertigungen gängiges rechtes Gedankengut, mit dem man sich auseinandersetzen müsse. Breivik selbst zieht Verbindungen zum deutschen Terrortrio NSU. dpa
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/801923.umstrittene-lesung.html