nd-aktuell.de / 12.01.2013 / Politik / Seite 1

Nazi-Aufmarsch im Zentrum Magdeburgs blockiert

Tausende demonstrierten gegen Rechtsextremisten / Kritik an Polizeigewalt

Magdeburg (Agenturen/nd). Mit einem großen Straßenfest und einer Reihe von Gegendemonstrationen haben tausende Bürger in Magdeburg am Samstag einen Aufmarsch von Neonazis in der Innenstadt verhindert. Etwa 300 Teilnehmer einer von linken Gruppen organisierten Gegendemonstration blockierten am Vormittag die Route der Neonazi-Kundgebung, wie eine Polizeisprecherin sagte. Die Route der Rechtsextremen-Demo wurde mehrfach umgeleitet. Rund 800 Rechtsextremisten mit schwarzen Fahnen zogen schließlich durch den Stadtteil Salbke am südlichen Stadtrand. Im Zentrum Magdeburgs beteiligten sich dagegen Tausende an dem von der Stadt organisierten Straßenfest "Meile der Demokratie" sowie an Gegendemonstrationen und Blockaden gegen Rechts. Dazu hatten linke Gruppierungen und die evangelische Kirche aufgerufen. Dabei kam es nach Polizeiangaben vereinzelt zu Ausschreitungen.

Die Magdeburger Polizei hatte mehr als 2000 Beamte im Einsatz und Unterstützung aus neun weiteren Bundesländern angefordert. Anlass einer der größten Polizeieinsätze in der Geschichte Sachsen-Anhalts war ein geplanter Neonazi-Aufmarsch zum 68. Jahrestag der Zerstörung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg. Am 16. Januar 1945 waren bei einem Luftangriff rund 2500 Menschen ums Leben gekommen. 60 Prozent der Stadt an der Elbe waren bei Kriegsende völlig zerstört.Seit Jahren nehmen Rechtsextremisten das Datum als Anlass, um in Magdeburg zu demonstrieren.

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) lobte die rege Beteiligung der Menschen an der "Meile der Demokratie" und die friedliche Stimmung. "Wir wollen damit zeigen, die Stadt gehört nicht den Rechtsextremen. Wir wollen in Magdeburg rechtem Gedankengut keinen einzigen Fuß breit Platz bieten." Das Straßenfest fand bereits zum fünften Mal statt.

Das Bündnis "Magdeburg nazifrei" kritisierte in einer Mitteilung die "deutlich unverhältnismäßigen" Gewaltmittel, die von der Polizei eingesetzt worden seien. So habe die Polizei Naziblockaden mit "Pfefferspray, Wasserwerfern und Reiterstaffeln" zu unterbinden versucht. Eine Polizeisprecherin wies Angaben des Bündnisses zurück, wonach Polizisten am Rande der Kundgebungen ein linkes Wohnprojekt mit "Rammböcken und Kettensägen" gestürmt hätten.