nd-aktuell.de / 13.02.2013 / Kultur / Seite 1

Wollt ihr sehen, was ihr sonst hört?

Bienvenue dans le »Studio 102« - und in die anderen - de la Maison de Radio France

Charlotte Noblet
Wollt ihr sehen, was ihr sonst hört?

»I like« werden die Fans von »France Inter« nach dem Dokumentarfilm »La maison de la radio« sagen. Nicolas Phillibert bietet diesmal einen Blick in den geräuschvollen Kulissen vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Frankreich. Eine liebesvolle Krachkiste.

Das Haus ist riesig: Tausende Buros und mehr als fünfzig Aufnahmestudios. Das Haus der Verrückten an der Seine hat was spezielles: Hier reden alle an einem Mikrophon vorbei.
Nachrichten werden bis nicht mehr geht gekaut. Geschichten sind stundenlang im Studiovorgelesen, ohne dass Jemand dabei überhaupt einschläft. Musiker und Kabel beleben die Studios, Töne werden experimentell gebärt. Hörer kommen über das Telefon ins Studio rein, Gäste ganz normal durch die Tür. Und alle bleiben hängen, wenn eine Baustelle im Haus zu hören ist.

In dem Riesenameisenhaufen spielt jeder seine Rolle und beschäftigt sich irgendwie irgendwo mit Ton. Schön ist es zu sehen, was man sonst nicht immer hört und zwar das Engagement von allen Radiomachern damit es - grob geschrieben - »schön klingt«.

Die Radioliebhaber/innen werden mit dem neuen Dokumentarfilm von Nicolas Phillibert eine schöne Zeit in den Raumlichkeiten des französischen Rundfunks verbringen. Die Hörer von Radio France werden sich freuen, ihre »Stimmen« bei der Arbeit zu sehen. Und klar, ein paar Muffi-Schlümpfe werden sich darüber ärgern, was aus dem Steuergeld – der Einwohner in Frankreich – gemacht wird. Nun wer weiss, ob der Xylophonspieler der Sendung »le jeu des mille euros« mit seinem kleinen Musikspiel nicht die Krise im ganz Frankreich doch ein Stück erträglich macht?

Der französische Cineast Nicolas Phillibert scheint in jeder Ecke von »la maison de la Radio« mit der Kamera gewesen zu sein. Und wenn man weiss, wie rund das Haus ist... Die Zuschauer/innen können dadurch eine öffentliche Einrichtung entdecken, welche noch für Kreativität offen ist.

Der Dokumentarfilm wirkt wie eine liebesvolle Würdigung an die Macher/innen von Radio France. Erneut hat der Regisseur von »Sein und Haben« (2002 , Originaltitel »Être et avoir«) sich mit dem Sprechen beschäftigt. Aber wie bei »Nenette« (Berlinale 2010, ND-Artikel), wo die Kommentare der Besucher eines Orang-Utan-Weibchens in Paris gehört werden ohne die Besucher selbst zu yeigen, wird in »La maison de la Radio« nicht alles gezeigt. So bleibt die Magie des Radios erhalten!