Neonazis und zerstrittene Linke

Die polnische Gesellschaft nimmt die ultrarechte Gefahr nicht wahr

  • Julian Bartosz, Wroclaw
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

»Braune Welle schwillt an«, mahnt in der neuesten Ausgabe ihres »Braunbuchs« die polnische Organisation »Nigdy wiecej« (Nie mehr). Indes toben in der etablierten Linken die heftigsten Auseinandersetzungen um die Frage, wer die »wahre Linke« und wessen Führungsanspruch berechtigter sei.

Binnen einer Woche wurden folgende »Zwischenfälle« bekannt: Eine Gruppe maskierter Nationalisten attackierte die Hörerschaft einer Lesung von Prof. Magda Sroda im Auditorium maximum der Warschauer Universität, die gerade über das Gebot der Toleranz sprach.

Am selben Tag wurde in Gdynia das Büro der linken EU-Parlamentarierin Joanna Senyszyn rot beschmiert, tags darauf in Kraków das Büro der Abgeordneten Anna Grodzka angegriffen. In Lódz bewarfen örtliche Fußballfans eine als »Jude« aufgemachte Strohpuppe. Und wieder einen Tag später störten Neonazis die Lesung des Chefredakteurs der »Gazeta Wyborcza« Adam Michnik zum Thema »Fallen auf dem Weg zur Demokratie« in der Aula der Hochschule für Sozial- und Technische Wissenschaft in Radom.

»In den vergangenen zwei Jahren notieren wir im ganzen Lande eine rapide Zunahme der Aggression extremer Nationalisten. Um 30 Prozent nahm die Zahl der Fälle von Antisemitismus, Rassismus, F...


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