Mehr als Indizien gibt es nicht, auch wenn wohl alle Verbraucher das Phänomen kennen: Kurz nach der Gewährleistungspflicht geht die Spülmaschine kaputt, Schuhsohlen sind nicht zu reparieren, Kopfhörer nicht mehr benutzbar, weil der Verbindungsdraht gebrochen ist.
Obsoleszenz heißt dieses Phänomen in der Fachsprache und meint: Unternehmen nehmen billigend oder geplant in Kauf, dass Geräte verschleißen, obwohl sie viel länger halten könnten. Angesichts knapper werdender Rohstoffe und wachsender Müllberge sei diese Strategie »ökonomisch und ökologisch eine fatale Einbahnstraße«, kommentierte Nicole Maisch, Grünen-Sprecherin für Verbraucherpolitik.
Bekannt ist Obsoleszenz bereits seit den frühen 1920er Jahren: Da sich die Verbraucher zu wenig Neugeräte konsumierten, musste deren Haltbarkeit begrenzt werden. Heute ist dieses Vorgehen offensichtlich allgegenwärtig.
Verlässliche Zahlen kann jedoch auch das Gutachten nicht vorweisen: »Die Frage, ob und wie stark geplante Obsoleszenz in den letzten Jahrzehnten in Deutschland zugenommen hat, ist sehr schwer mit seriösen Zahlen zu quantifizieren«, heißt es darin. Denn es handele sich um »Dunkelziffern, zu denen man bestenfalls einigermaßen plausible Schätzungen abgeben kann«. Allerdings liefere der Blick auf die Entwicklung der Ausgaben der deutschen Haushalte in den vergangenen Jahrzehnten Indizien dafür, dass die Verbreitung von geplanter Obsoleszenz deutlich zugenommen habe.
Die Möglichkeiten sind dabei vielfältig. Beispiel Bauteile: Die werden in der Produktionsentwicklung häufig so gewählt, dass sie vorzeitig verschleißen wie etwa minderwertige Kunststoffzahnräder in Handmixern. Ein anderes Ärgernis sind Produkteteile, die eine kürzere Haltbarkeit haben, aber nicht ausgebaut werden können wie etwa Akkus in elektrischen Zahnbürsten oder Mobiltelefonen. Akku kaputt - Gerät landet auf dem wachsenden Haufen mit Elektroschrott. Dabei sieht das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) sogar vor, dass Akkus nicht fest eingebaut werden dürfen. Hier wäre eine striktere Einhaltung und Kontrolle bestehender Gesetze notwendig, so die Autoren der Studie. Auch längere Garantiefristen könnten die Unternehmen dazu bringen, die Haltbarkeit ihrer Produkte zu verlängern. »Wir brauchen eine ganzheitliche Rohstoffstrategie, klare Vorgaben für die Reparierbarkeit und Austauschbarkeit von Einzelteilen und die Überarbeitung des Gewährleistungs- und Garantierechts«, fordert die Grünenpolitikerin Maisch.
Das sei auch im Sinne der Verbraucher, argumentieren die Autoren der Studie. Allein Unternehmen hätten Interesse an der sogenannten Wegwerfgesellschaft, die Verbraucher selber seien längt in der Post-Wachstumsgesellschaft angekommen.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/816429.wegwerfen-als-strategie.html