Menlo Park (dpa/nd). Facebook geht in die Smartphone-Offensive. Gründer Mark Zuckerberg stellte am Donnerstag eine Erweiterung für das führende Smartphone-System Android vor, die Informationen von Facebook-Freunden in den Mittelpunkt stellt. Installiert man die Facebook-Software, schiebt sich das soziale Netzwerk ganz in den Vordergrund. Geräte-Hersteller werden eingeladen, die Zusatz-Software mit dem Namen »Facebook Home« bereits ab Werk zu installieren.
Ein Telefon mit Facebook Home präsentiert auf dem Startbildschirm gleich auf den ersten Blick Neuigkeiten aus dem Freundeskreis sowie direkten Zugang zu Facebook-Funktionen. In diesem »Cover Feed« werden Bilder und neue Einträge der Freunde bildschirmfüllend angezeigt. Der Nutzer kann direkt Bilder kommentieren oder Nachrichten von Freunden beantworten.
Außerdem tauchen Hinweise auf Nachrichten oder Internet-Anrufe aus dem Facebook-Messagingdienst am Bildschirmrand auf, auch wenn der Handynutzer sich gerade in einer anderen App bewegt. Man sieht dann ein kreisrundes Foto des Gesprächspartners ständig im Vordergrund und kann durch Antippen eine Unterhaltung starten oder fortsetzen.
Facebook habe sich gefragt: »Wie wäre es, wenn ein Handy nicht um Apps herum aufgebaut ist, sondern Menschen in den Mittelpunkt stellt?«, erläuterte Zuckerberg. »Wir entwickeln kein Telefon und kein neues Betriebssystem«, betonte er. Android sei als Betriebssystem so offen, dass Facebook die zusätzlichen Funktionen einbetten konnte. In dem geschlossenen iPhone-System ginge das nur unter Einbeziehung von Apple, betonte der zuständige Chefentwickler Corey Ondrejka. Ob es dazu Kontakte zwischen Facebook und Apple gibt, sagte er nicht. Mit dem Home-Angebot heizt Facebook die Rivalität mit Google an, das die treibenden Kraft hinter dem Android-Betriebssystem ist. Der Suchmaschinen-Riese hat ein eigenes Netzwerk mit dem Namen Google+ auf die Beine gestellt, das aber deutlich weniger Nutzer hat als Facebook.
Die Art, wie sich Facebook dabei im Leben seiner Nutzer breitmacht, ist nicht allen geheuer. Facebook Home »zerstört jede Vorstellung von Privatsphäre«, kritisierte der Technologie-Blogger Om Malik. »Wenn Sie das installieren, ist es sehr wahrscheinlich, dass in der Lage sein wird, jeden Ihrer Schritte und jede kleinste Aktion zu verfolgen.« So sei es denkbar, dass der GPS-Sensor permanent über den Aufenthaltsort der Nutzer informiert. Und ein Zugriff auf den Bewegungssensor könnte sogar zeigen, ob man gerade rennt, geht oder irgendwo still sitzt.
Facebook weiß allerdings auch jetzt schon viel über seine Mitglieder - und mehr als eine Milliarde Menschen vertrauen dem Konzern trotz aller Kritik von Datenschützern immer mehr Informationen an. Und Mark Zuckerberg machte deutlich, dass es ihm mit Home um viel mehr geht: »Das kann die Art verändern, wie wir mit Computern umgehen«. Dabei hat er nicht einmal nur die heutigen Smartphone-Nutzer im Visier. Nur ein Drittel der Weltbevölkerung sei derzeit im Internet. »Aber in wenigen Jahren werden wir in einer Welt leben, in der die Mehrheit der Menschen ein Smartphone hat. Und die Mehrheit der Welt hat noch keine Vorstellung davon, wie der Umgang mit einem Computer sein soll.« Diese Menschen will er mit der mobilen Facebook-Vision erobern.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/817813.facebook-home.html