Nicht erst seit der Finanzkrise stehen Banken und Finanzmärkte im Fokus der politischen Debatte – und am Pranger. Nun sollen die Banken zahlen, fordern die einen. Das sei eine große Gefahr, warnen die anderen. Denn vom Wohl der Banken hänge die ganze Wirtschaft ab. Wer hat recht? Sind Banker wirklich gierig? Und woher kommt die Abhängigkeit von den ominösen „Märkten“? Ein Autorenkollektiv der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat sich die gängigen Irrtümer über Banken, Börse und Kredit vorgenommen - und zeigt, dass nicht allein von Macht und Größe der Finanzmärkte alle Übel des Kapitalismus ausgehen. Klarheit statt Mythen: hier täglich in einer nd-Reihe.
„Kredit hält den Wirtschaftsprozess in Bewegung. Er ist sozusagen das Schmiermittel, das gebraucht wird.“ (Civitas Institut für das christliche Gemeinwesen) „Mit dem Kredit beherrschen sie [die Banken] den Blutkreislauf des ganzen Wirtschaftskörpers.“ (Wagener, Hans-Jürgen: Die 101 wichtigsten Fragen. Geld und Finanzmärkte, München 2012)
Es stimmt: Die Unternehmen brauchen Kredit (siehe auch hier[1]). Ohne Kredit brechen viele von ihnen zusammen, und der ganze »Wirtschaftskörper« ist bedroht. Das Bild vom »Blutkreislauf« ist dennoch schief. Denn der Kredit bringt nicht benötigte Nährstoffe zu den Wirtschaftssubjekten, sondern verlangt ihnen einiges ab. Schließlich sind Kredite rechtlich abgesicherte Ansprüche auf Geldvermehrung, auf Rendite. Diese Rendite muss aber erst noch von den ArbeitnehmerInnen im Betrieb erwirtschaftet werden. Kredite repräsentieren insofern keine Nährstoffe, sondern den Hunger des Kapitals – des finanziellen wie des »realen«.
Die von einem Autorenkollektiv verfasste Broschüre »Von wegen Casino«[2] ist in der Reihe »luxemburg argumente« erschienen und kann bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung[3] bestellt werden.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/818651.der-kredit-ist-der-blutkreislauf-der-wirtschaft.html