Nicht erst seit der Finanzkrise stehen Banken und Finanzmärkte im Fokus der politischen Debatte – und am Pranger. Nun sollen die Banken zahlen, fordern die einen. Das sei eine große Gefahr, warnen die anderen. Denn vom Wohl der Banken hänge die ganze Wirtschaft ab. Wer hat recht? Sind Banker wirklich gierig? Und woher kommt die Abhängigkeit von den ominösen „Märkten“? Ein Autorenkollektiv der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat sich die gängigen Irrtümer über Banken, Börse und Kredit vorgenommen - und zeigt, dass nicht allein von Macht und Größe der Finanzmärkte alle Übel des Kapitalismus ausgehen. Klarheit statt Mythen: hier täglich in einer nd-Reihe.
„Am Kapitalmarkt wird nichts verschenkt. Die hohen Zinsen sind nur eine Kompensation für die Übernahme eines hohen Risikos.“ (www.finanzen.net)
Es stimmt: Wer sein Geld verleiht, der geht das Risiko ein, dass er das Geld nicht wiedersieht. Und je größer dieses Risiko, umso mehr Zins wird tendenziell verlangt. Aber deswegen ist der Zins noch kein gerechter Lohn für die Gefahr. Tatsächlich ist der Sachverhalt umgekehrt: Die Finanzakteure wollen Geld vermehren, wollen Zinsen kassieren und müssen dafür ein Risiko eingehen. Der Gewinn ist nicht der Ausgleich für das Risiko, sondern das Risiko ist die Bedingung des Gewinns.
Das Gewinnmotiv steht also am Anfang – nicht nur im Finanzsektor. Auch ein Autokonzern will nicht Autos produzieren und verteilen, geht daher ein Risiko ein und erhält den Gewinn als Ausgleich. Das Risiko selbst ist übrigens keine Naturgegebenheit, sondern gesellschaftlich bedingt. Riskant ist eine Investition im Kapitalismus, weil alle Konkurrenten Gewinne erzielen wollen – gegeneinander – und nicht alle es schaffen können.
Die von einem Autorenkollektiv verfasste Broschüre »Von wegen Casino«[1] ist in der Reihe »luxemburg argumente« erschienen und kann bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung[2] bestellt werden.