nd-aktuell.de / 06.07.2013 / Politik / Seite 16

Der Pastor und die Schäferinnen

Neue Stadtteilbücher stellen Hamburger Verwaltungsbezirke vor

Volker Stahl, Hamburg
Der Bezirk Eimsbüttel ist einer der sieben Verwaltungsbezirke in Hamburg. Er beherbergt die Universität Hamburg, das Universitätsviertel und gilt als bedeutender Medienstandort. Und man kann dort interessante Spaziergänge machen, wie ein neues Buch zeigt.

»Eymersbuttele« war schon immer ein begehrter Wohnort. Im 19. Jahrhundert errichtete die Hamburger Oberschicht in dem Dorf, das sich aus drei Bauernhöfen entwickelt hatte, ihre Landsitze. Um 1900 war Eimsbüttel der am dichtesten besiedelte Stadtteil Hamburgs, heute erfreut er sich nicht nur wegen seiner zentralen Lage großer Beliebtheit. Wer hier eine Wohnung in einem der zahlreichen Altbauen ergattert hat, gibt sie meist nicht wieder her. Dabei ist Eimsbüttel alles andere als szenig oder trendy. Das prägendste Merkmal sei die »Normalität«, schreibt die Autorin Karin Kuppig.

In dem ansprechend layouteten Werk wird in sechs Spaziergang-Vorschlägen nicht nur die Keimzelle Eimsbüttels vorgestellt, sondern auch die 1864 preußisch gewordenen Dörfer und heutigen Bezirks-Stadtteile Niendorf, Lok-stedt, Schnelsen, Stellingen und Eidelstedt. Dort empfiehlt sich ein Streifzug durch den Sola-Bona-Park, dessen Name auf einen zwielichtigen Pastor zurückgeht. Der warb mit dem lateinischen Spruch »Sola bona, quae hosta« (Gut ist allein, was anständig ist) um Investoren für die Schaffung eines gastronomischen Betriebs. Doch bald keimte der Verdacht auf, dass die auf dem Areal in Schäferinnentracht herumlaufenden Damen nicht zum Trinken, sondern zum Ehebruch animiert haben sollen. Diese und andere Geschichten lohnen die Lektüre ebenso wie die Tipps in den Rubriken Cafés, Läden, Kultur und Freizeit.

Gute Nachrichten für Hamburg-Interessierte: Außer dem Eimsbüttel-Führer sind in Kooperation mit Stattreisen Bücher über Altona & Ottensen und - druckfrisch - Wilhelmsburg und die Elbinseln erschienen. Geplant sind außerdem: Alsterdorf & Alstertal, Blankenese & Elbvororte, St. Pauli & Schanze, Eppendorf sowie Wandsbek. Ergänzt werden die Rundgänge, die auch beim Veranstalter Stattreisen gebucht werden können, durch eine Chronik, die die wichtigsten Daten zur Stadtteilgeschichte enthält.

Karin Kuppig: Eimsbüttelbuch, Junius Verlag 2013, 192 Seiten, 16,80 Euro; www.stattreisen-hamburg.de[1]

Links:

  1. http://www.stattreisen-hamburg.de