Die – zumindest für passionierte Bergsteiger – wichtigste Nachricht zuerst: Die von der Alternative für Deutschland gepowerten Separatisten der Bayernpartei kamen unter ferner liefen an. Bayern bleibt also Teil Deutschlands.
Und auch sonst ist vieles (fast) so, wie es gedacht wurde. Die CSU feierte, so die Berliner Noch-Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner, »einen schönen Tag«. Ob die folgenden auch so werden, muss sich zeigen. Voll Fairness wünschte der unterlegene SPD-Herausforderer von Ministerpräsident Horst Seehofer, Christian Ude, dem Sieger schon mal »eine glückliche Hand bei der Bewältigung der großen Verantwortung«.
Immerhin haben die SPD-Genossen die 20-Prozent-Marke übersprungen, dennoch ist das Wahlergebnis historisch gesehen eine Blamage für die Sozialdemokraten in Bayern. Zwar haben die »Udes« schön die Backen gebläht, doch Rückenwind für den Kanzlerkandidat Steinbrück haben sie so nicht erzeugt.
Die Grünen, mit denen die Bundes-SPD zu gern den Kabinettstisch in Berlin teilen möchte, müssen ihre Verantwortung weiter als Oppositionspartei ausleben. Die Klingelstreiche bei rund 100 000 Wählern in der Schlussphase der Wahlagitation kamen nicht so gut an. Gleiches trifft offenkundig auf die Wahlkampfthemen zu. Man habe zwar ein »starkes Ergebnis« erreicht, sagte Bayern-Chefin Margarete Bause. Doch dass die für hohe Zweistelligkeit angetretene Partei eine herbe Klatsche einstecken musste, konnten ihre frenetisch applaudierenden Anhänger gestern nicht übertönen. Das Ergebnis ist gleichfalls kein guter Ausgangspunkt für rot-grüne Träume, die sich am kommenden Wochenende in Hessen und im Bund erfüllen sollen.
Durchaus als Sieger fühlen kann sich Hubert Aiwanger von den Freien Wählern. Er war angetreten, um der CSU »Feuer unterm Hintern zu machen«. Doch die Seehofer-Mannschaft hat das Ergebnis der Volksabstimmungszündelei wohl eher als eine Art günstige Betriebstemperatur empfunden. Immerhin haben sich die »Freien« im bayrischen Parlamentsgefüge etabliert.
Weder mit Regierungs- noch mit Oppositionsverantwortung haben die Freien Demokraten etwas zu tun. Die FDP bekam im weiß-blauen Land die Quittung für die allzu sehr ausgelebte Überheblichkeit einer blau-gelben Unentbehrlichkeit. Bundeschef Philipp Rösler tröstete seine Anhänger mit dem Satz: »In Bayern ticken die Uhren anders«. Er hofft auf einen »Weckruf für alle Liberalen«.
Kann die Union also zufrieden sein? Kaum, denn die Pleite des Berliner Koalitionspartners FDP kann sich direkt auf die Union auswirken. Die FDP wird noch deutlicher um Zweitstimmen der Unionswähler buhlen. Und womöglich hilft da das heute eingefahrene Mitleid kräftig mit. So müssen CDU und CSU noch mehr befürchten, dass der Union wichtige Stimmen durch die Lappen gehen. Also tönt es aus der CDU-Zentrale: »Wer Angela Merkel will, muss auch Angela Merkel wählen«.
Dass es die LINKE schwer haben würde, war jedem klar. Dass den Alternativen in Bayern aber gleich so viele Wähler und Sympathisanten davongelaufen sind, ist auch nicht gerade ein Kräftezuwachs für die Genossen in Hessen und Berlin. Simple Schlussfolgerung: Die kommenden Tage werden spannend in der Republik.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/833303.klarer-csu-sieg-macht-union-sorgen.html