Im vergangenen Jahr konnte ich ihm hier zu seinem 70. Geburtstag gratulieren. Da war er noch voller Pläne und Hoffnungen* auch was die.Einrichtung einer Dauerausstellung seines Lebenswer kes in Hoyerswerda anbetraf, der Stadt, in der er von 1955 bis 1998 wirkte, und die ihn dafür zum Ehrenbürger ernannte, als er nach Dresden übersiedelte. Seit seinem kurzen Studium 1948/49 bei Gustav Weidanz auf dem Giebichenstein in Halle, wo ich an der Uni anfing, kreuzten sich unsere Wege immer wieder im Verband Bildender Künstler oder in der Akademie der Künste, in die wir beide 1969 hinein- und aus der wir 1991 hinausgewählt wurden. Immer war der ebenso freundliche und humorvolle wie energisch argumentierende Bildhauer voller Ideen und Bereitschaft, bei etwas Sinnvollem mitzutun. Und nun, etwas verspätet, die traurige Nachricht von seinem Tod am 30. Mai.
Biografie und Lebenswerk könnten geradezu al$.jdea.ltypisch für einen Bildhauer in der DDR gelten, wenn nicht letztlich doch das Individuelle stets wesentlicher als das Typische wäre: Aus der pommer sehen Heimat nach einer Steinmetzlehre in Posen in den Harz umgesiedelt, also ohne Rückhalt an Familienbesitz oder lokalem Ansehen. Zunächst Fabrikarbeit und Laienschaffen, aus Geldmangel Unterbrechung des Studiums, zwei Jahre Neulehrer, dann Fortsetzung des Studiums in Berlin-Weißensee, abermals bei einem hervorragenden Lehrer, Heinrich Drake. Seine Diplomarbeit waren die Keramikreliefs am Eingang des Hochschulgebäudes. Unmittelbar danach begann die Teilnahme an der Stadtgestaltung von Hoyerswerda, im weitgehend kunstleeren »Neuland«. Von dort aus eine Fülle von bauplastischen, öffentlichen und Denk malplastiken auch in anderen Städten und Mitwirkung an deren Stadtgestaltungskonzeptionen. Woyski war durch und durch kommunikativ und kooperativ. Studienreisen gingen nach Rumänien, Indien, Polen, UdSSR, zur documenta in Kassel, nach Griechenland, wo der jüngere Bruder als bundesrepublikanischer Ar chäologe arbeitete, uftfl Jugoslawien. Er kannte das Welterbe ebenso wie die Moderne und die zeitgenössische Kunst. Seit 1975 organisierte er in Hoyerswerda alle zwei Jahre ein internationales Bildhauer Symposium, bei dem jeder vom anderen etwas lernen konnte, und setzte gegen manchen Unverstand die öffentliche Aufstellung einiger der Ergebnisse, z. T. auch in Guben, durch. 1981-86 kehrte er als Leiter der Abteilung Baukeramik zeitweilig an die Kunsthochschule Berlin-Weißensee zurück.
Er hatte das keramische Arbeiten 1955 bei Hedwig Bollhagen gelernt, er schlug aber auch große Sandstein- oder Mar morfiguren selbst aus dem Stein. Das Modellieren für Bronzeguss war gewisser maßen selbstverständlich. Malerei, besonders bei Reisen, ging nebenher; Far bigkeit brachte er immer wieder auch in die Reliefplastik ein. In großer Variabilität wählte er die Gestaltungsweisen: straff geformte Figuren, heitere Erzählung, volkskunsthafte Pflanzensymbolik,
technoider Konstruktivismus, abstrakte Zeichenhaftigkeit. Seine Produktivität war erstaunlich.
Jürgen von Woyski gehörte nicht der SED an, aber er identifizierte sich mit dem, was in der DDR getan wurde, um gerade auch in der »Provinz« der Kunst weiterzuhelfen, indem sie für immer mehr Menschen zu einem persönlichen Bedürfnis wurde. Am Schluss eines Interviews sagte er 1966 einen Satz, über den es sich lohnt, sorgsam nachzudenken: »Einer, der die Kunst macht, braucht die vielen«. Wir und die Kunst hätten ihn gern noch lange gebraucht.
Tatort Hanau - Ein Atomopfer wehrt sich. Michael Weber wurde bei einem Unfall im Atombetrieb Hanau radioaktiv verstrahlt. Seit 20 Jahren weist die Fabrik jede Verantwortung für das Schicksal des Todkranken von sich, dem die Ärzte nur noch wenige Monate Lebenserwartung diagnostizieren. (Bis 22.30 Uhr)
radio Kultur Berlin, Sa., 9 Uhr, Feature
Ein blaues Auge kannst du ja überschminken. Jeanette Witte, 29 blond, schlank, schön, sieht nicht aus wie eine, die zuschlagen kann. Aber seit acht Jahren boxt sie und wurde u. a. Europameisterin im Super-Leichtgewicht. Viel Ruhm und Geld bringt ihr der Sport nicht. Peanuts im Vergleich zu den männlichen Profiboxern. Leben kann sie davon nicht. Warum also macht die Frau das? (Bis 10 Uhr)
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/864731.man-braucht-die-vielen.html