nd-aktuell.de / 29.06.2000 / Politik / Seite 7

Die historische Frucht

Martin Ling

Das 22. Heft der Broschürenreihe BUKO Agrar Dossier widmet sich der krummen Frucht der Einheit. Nach Kakao, Soja und Fast Food ist nun die Reihe an den Bananen. Seit 1990 ver öffentlicht die BUKO Agrar Koordination Themenhefte, die vertiefende Hinter grundinformationen liefern sollen. Bei der Bananen- Broschüre darf dieser Ver such wieder einmal als gelungen bezeichnet werden.

Sie ist nicht nur des Deutschen liebste Frucht, sondern darüber hinaus über aus vielfältig verwendbar. Als Nahrungspflanze bekannt, lässt sich die Banane vielfältig einsetzen. Zum Beispiel zum Bierbrauen wie in Zentral- und Ostafrika. Aber auch zur Kleiderher Stellung wie in den Philippinen usw.

In Deutschland spielte die Banane sogar eine polithistorische Rolle. Konrad Adenauer sicherte der Bundesrepublik einst mit dem so genannten Bananen-Protokoll bevorzugte Importbedingungen innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und legte damit den Grundstein für den heutigen hohen Pro-Kopf Verbrauch von zehn bis 15 Kilogramm pro Jahr im letzten Jahrzehnt. Für Adenauer waren die Früchte eine Art Symbol für den wirtschaftlichen Aufschwung im Nachkriegsdeutschland, und vier Jahr zehnte später ging die Banane als »Vereinigungsfrucht« in die Geschichte ein.

Während so für die einen die Paradiesfrucht das ver körperte Wohlstandsver sprechen ist, gilt sie der Solidaritätsbewegung als klassische Kolonialware. Denn wie kaum ein anderes Exportgut repräsentiert sie die ungerechten Strukturen des Welthandels.

Die sozialen und ökologischen Kosten werden in den Verbraucherländern selten thematisiert, obwohl man schon seit 100 Jahren in Europa und in den USA Bananen verspeist. Der Alltag auf den Plantagen ist seit jeher von Arbeitskämpfen und er bitterten Auseinandersetzungen um menschenwür dige Arbeitsbedingungen geprägt.

Bei ihrem Kampf brauchen die Gewerkschaften die solidarischen Hände der Verbraucher in der so genannten ersten Welt. Denn die Macht der Konsumentinnen ist nicht zu unter schätzen. Ein größerer Druck zu Gunsten besserer sozialer und ökologischer Bedingungen in der Bananenproduktion könnte viele Dinge verändern und zeigen, dass die Konzerne nicht allmächtig sind.