Da hat einer sein Leben aufgeschrieben. Das machen jetzt viele. Die sind allerdings berühmter. Er ist einer, der nie im Rampenlicht der Öffentlichkeit gestanden hat, nie stehen wird. Einer von jenen, denen Anna Seghers mit dem Buch »Die Kraft der Schwachen« ein Denkmal gesetzt hat. Hans Eidam schildert sein Leben - in einfacher Sprache: ein Arme-Leute-Kind, das ein »Pimpf« wird; im Krieg erhält der studierte Webereitechniker die Dienstverpflichtung als Bauaushilfsarbeiter; 1942 erfolgt die Einberufung zur Wehrmacht. Grüblerische Ak zente werden in den Folgekapiteln gesetzt, in denen er die »erste Wende«, nach der Befreiung vom Faschismus, und die »zweite« 1989/90 beschreibt. Hatte er sich bei der ersten geschworen, sich nie wieder vor den Karren von Kriegsinteressenten spannen zu lassen, fragt er sich bei der zweiten: War wieder alles verkehrt? Resümee seines Lebens: Es war »unwahr scheinlich bunt, vielgestaltig, zerstritten und widersprüchlich, beglückend und verflucht zugleich«.
Harald Eidam: Suchend im Jahrhundert erwacht. Splitter eines Arbeiterlebens. GNN Schkeuditz 2000. 200 S., br., 24 DM.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/900643.resuemee.html