Erfurt. Die Grünen-Politiker Stephanie Erben und Dieter Lauinger werden in den kommenden zwei Jahren an der Spitze des Thüringer Landesverbandes stehen. Mit großer Mehrheit wählten die Delegierten eines Parteitages am Samstag in Erfurt das Duo als Landessprecher. Lauinger musste sich zuvor in einer Kampfabstimmung gegen den Weimarer Kandidaten Sebastian Pfütze durchsetzen.
Die 1971 im sächsischen Riesa geborene Erben trat für den Kreisverband Saalfeld-Rudolstadt an. Wie Lauinger hatte sie im September für den Bundestag kandidiert, beide scheiterten. Lauinger ist bereits seit 2009 Landessprecher der Thüringer Grünen. Der 50-jährige Erfurter ist von Beruf Richter. Babette Pfefferlein kandidierte nicht mehr.
Bereits am Freitagabend hatten die Delegierten die Grünen-Fraktionschefin im Thüringer Landtag, Anja Siegesmund, zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl im kommenden Jahr gewählt. Bei der Abstimmung erhielt sie 79,8 Prozent der Stimmen. Ihr Fraktionskollege Dirk Adams erhielt 74,3 Prozent und kam auf Platz zwei der Landesliste. Besonders klar war das Abstimmungsergebnis für die im linken Parteiflügel beheimatete frühere Landessprecherin und Thüringer Spitzenkandidatin Astrid Rothe-Beinlich, die für Platz drei kandidierte. Sie erhielt 98 Ja-Stimmen und erreichte damit eine Quote von 89,9 Prozent.
Dennoch wird sich die Grünen-Fraktion bei einem Wiedereinzug in den Landtag stark verändern. Überraschend konnten sich die Parlamentarier Frank Augsten und Carsten Meyer bei Kampfabstimmungen um Platz vier nicht durchsetzen. Beide scheiterten am Freitag gegen den Weimarer Stadtrat Roberto Kobelt. Auf Listenplatz fünf landete Madeleine Henfling, die bis 2011 Landessprecherin war. Rothe-Beinlich bedauerte die Niederlage für Augsten und Meyer. Beide werden wie sie selbst zu den Fundis gerechnet.
Auf Rang 6 und 7 setzten sich Olaf Möller und Babette Pfefferlein durch. Die Abgeordnete Jennifer Schubert trat aus persönlichen Gründen nicht mehr an. Auch Landessprecher Lauinger zog seine Kandidatur für die Landesliste kurzfristig zurück.
Bei der Landtagswahl 2009 hatten die Grünen 6,2 Prozent der Stimmen errungen und waren mit sechs Abgeordneten wieder in das Parlament eingezogen. Vier der sechs aussichtsreichen Plätze gingen nun an Realos, nur zwei an den linken Flügel: an Rothe-Beinlich und Henfling. Bislang war das Verhältnis ausgeglichen. Bundestags-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt wertete das Ergebnis positiv. »Es spiegelt das Kräfteverhältnis in der Landespartei gut wieder«, sagte sie. Es zeige auch, dass die Grünen mitregieren wollten in Thüringen.
Zu Beginn des Parteitags am Freitag hatte Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner seine Partei dazu aufgerufen, sich nicht in eine politische Ecke drängen zu lassen. Er lobte zugleich die hessischen Grünen für die Entscheidung, mit der CDU über eine Koalition zu verhandeln. Zugleich müsse sich die Partei aber auch für Rot-Rot öffnen, betonte er. Die Grünen müssten selbstbewusst entscheiden, »wer wir sind«, sagte Kellner und fügte hinzu: »Wir stehen vor einem neuen Aufbruch«. dpa/nd
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