Zuerst die gute Nachricht: Die Zahl der Wintersportopfer in der nd-Redaktion liegt - im Gegensatz zur Bundesregierung - drei Wochen nach dem kalendarischen Beginn der kalten Jahreszeit immer noch bei Null. Ob dieser erfreuliche Umstand auf das schlittschuhläuferische, skifahrerische, boblenkerische, schanzenspringerische oder buckelpistenraserische Talent der Redakteurinnen und Redakteure zurückzuführen ist, kann derzeit nicht beurteilt werden, denn es fehlt in drastischem Ausmaß an Schnee und Eis und damit an der Möglichkeit zum praktischen Test. In weiten Teilen Deutschlands herrscht wintermeteorologisch etwas, was das SED-Politbüro einen Engpass oder eine Rhythmusstörung genannt hätte. Und das, obwohl in der Marktwirtschaft Nachfrage und Angebot angeblich alles regeln. Nicht einmal im Koalitionsvertrag steht auch nur eine Zeile über die Versorgung der Bevölkerung mit saisonal typischem Gefriergut. Da sollte die Opposition unbedingt mal nachhaken.
Angesichts solcher krisenhafter Erscheinungen des Kapitalismus ist es kein Wunder, dass die Bundeskanzlerin zum Skilaufen ins Ausland ausweichen musste, wo ihr ein zum Glück nur kleineres Malheur passierte. Aber jedes Übel hat auch sein Gutes: Hätten wir denn sonst je erfahren, dass Angela Merkel auf ihren guten alten Germina-Skiern unterwegs war? Einem echten Ostprodukt aus Thüringen? Auf dem sich früher die Werktätigen Kraft für die Planerfüllung antrainierten. Toll! Seit wir das gehört haben, warten wir auf eine Wortmeldung von Hubertus Knabe, denn wir sind nicht ganz sicher, ob die Verwendung von DDR-Traditionsskiern auch unter das von ihm neulich wieder geforderte Verbot von DDR-Symbolen fällt. Ohne seine Expertise wollen wir nicht vorschnell urteilen. Fragen müssen wir allerdings, warum Sportgeräte aus sozialistischer Produktion ausgerechnet Germina hießen und nicht etwa Sozialisma. Dann wäre die Sache mit dem Verbot auch leichter zu entscheiden.
Übrigens macht Angela Merkel jetzt keineswegs blau auf Krankenschein. Mit eiserner Disziplin geht sie ihren Verpflichtungen nach. Denn ihr Arbeitsplatz ist ihr Kampfplatz für den Frieden. Obwohl, letzteres wäre differenziert zu betrachten. Diese Woche empfing sie jedenfalls Vertreter der Jugendsingebewegung. Die nennen sich zwar Sternsinger, wogegen aber nichts einzuwenden ist, solange sie Frieden und Gerechtigkeit thematisieren.
So vereint dieses kleine Wochenresümee in überdurchschnittlichem Maße gute Nachrichten. Ist es nicht schön?
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/920445.sieben-tage-sieben-naechte.html