nd-aktuell.de / 25.02.2014 / Politik / Seite 14

Unwählbarer Kandidat

CSU: Affären-Landrat Kreidl soll sich zurückziehen

Die CSU-Spitze fordert Landrat Jakob Kreidl auf, auf seine erneute Kandidatur zu verzichten. Doch das geht nicht mehr.

Miesbach/München. Die CSU-Spitze geht auf Distanz zu ihrem affärengeschüttelten Miesbacher Landrat Jakob Kreidl. Der Parteivorstand forderte den 61-Jährigen auf, auf seine Kandidatur bei der Kommunalwahl am 16. März zu verzichten. Allerdings hat die Aufforderung nur symbolischen Charakter. Denn nach dem Landkreiswahlgesetz kann Kreidl seine Bewerbung so kurz vor dem Urnengang nicht mehr zurückziehen. »Ein Verzicht ist rechtlich nicht möglich«, sagte die Sprecherin des Landratsamtes in Miesbach.

Allenfalls käme eine krankheitsbedingte Dienstunfähigkeit in Betracht. Diese amtsärztliche Bescheinigung ist nach Auffassung des Miesbacher Wahlleiters bis zum 16. März aber nicht mehr möglich. Gleichwohl hatte sich Kreidl am Sonntag krankgemeldet.

Zur Begründung der Aufforderung des CSU-Vorstandes an den Landrat sagte Parteichef Horst Seehofer, es handle sich beim Fall Kreidl nicht mehr nur um eine persönliche oder lokale Angelegenheit. Der Fall könne vielmehr Rückwirkungen auf die gesamte Partei und auf die politische Kultur haben. »Vor dem Hintergrund all der neuen Themen, die aufgetreten sind, und dem, wie das in den letzten Wochen abgelaufen ist«, bitte der CSU-Vorstand Kreidl nun, seine Kandidatur ruhen zu lassen.

Als Grund für die klare Haltung des Parteivorstandes nannte Seehofer auch die »Presselage« vom Montag - da war von Schlupflöchern für die CSU die Rede gewesen. »Wir wissen, dass er juristisch nicht mehr vom Stimmzettel genommen werden kann, das ist klar. Aber es sollte vor der Wahl Klarheit geschaffen werden. Und wir bitten ihn, das in dieser Form zu tun«, sagte Seehofer an die Adresse Kreidls.

Am Montag waren im »Miesbacher Merkur«, der Heimatausgabe des »Münchner Merkur«, neue Vorwürfe laut geworden. Demnach wird im Landkreis darüber geredet, bei Kreidls Bauvorhaben für sich und seine Frau in Fischbachau könne es sich um einen Schwarzbau handeln. Höhe des Gebäudes und Dachneigung entsprächen nicht der Baugenehmigung, heißt es. Kreidl ist wegen mehrerer Affären seit Monaten in der Schusslinie.

Die Wähler im Landkreis Miesbach werden wahrscheinlich in knapp drei Wochen auf dem Stimmzettel an oberster Stelle Jakob Kreidl für die CSU vorfinden, der Kandidat dürfte wählbar sein, doch die Parteispitze rät davon ab, ihm die Stimme zu geben. Die CSU würde dann die Landratswahl in einer der Vorzeigeregionen, dem Stimmkreis der oberbayerischen Bezirksvorsitzenden und stellvertretenden Ministerpräsidentin Ilse Aigner, verloren geben - ein einzigartiger Vorgang. dpa/nd