Ein Geräusch, geheimnisvoll

Vom Titel getäuscht, kann man nur staunen: »Schwarze Galle« - da hätte man ein Buch des Zorns erwartet. Worüber alles, man wüsste’s, weil man ja ein (Medien-)Bild von der Türkei im Kopfe hat. Eine junge Autorin, 1972 an der türkischen Schwarzmeerküste geboren, jetzt in Istanbul lebend, was sie sich für ihr Leben wünscht, ist doch vorstellbar. Aber dies ist kein Buch der sozialen Rebellion. »Schwarze Galle« - das meint eine Melancholie, wie man sie überall auf der Welt haben könnte, wenn Sema Kaygusuz auch Geschichten aus der Türkei erzählt.

Geschichten - im Nachwort gibt ihnen Katja-Lange Müller Namen, die man auch im Inhaltsverzeichnis findet, die in den Texten irgendwann fett gedruckt erscheinen, aber als Überschriften weggelassen sind. Wohl um eine Zusammengehörigkeit zu betonen. Aber es ist nicht gut, das Buch wie einen Roman zu lesen, weil man dann bei den Episoden zu sehr auf das Verbindende achtet. Das gibt es durchaus,...