«Ich verstehe kein Wort, Genosse Kafka»
Moacyr Scliar über das tragikomische Leben eines russisch-jüdischen Schneiders
Leoparden brechen in den Tempel ein und saufen die Opferkrüge leer; das wiederholt sich immer wieder; schließlich kann man es vorausberechnen, und es wird ein Teil der Zeremonie.«
Durften revolutionäre Texte kompliziert geschrieben sein? Hatte Trotzki etwas gegen Leoparden? Darf ein Revolutionär vorhersehbar sein? Diese Fragen stellt sich Benjamin Kantarovitch, als er 1916 im winterlichen Prag herumirrt, mit einem Text in der Hand, dessen Titel »Leoparden im Tempel« lautet. Er soll einen geheimen Auftrag erledigen. Dieser Text, ergaben seine Nachforschungen, müsste der Schlüssel dazu sein.
Benjamin - seine Freunde nennen ihn auch Ratinho - Mäuschen -, stammt aus dem jüdischen Dorf Tschernowitzky nahe Odessa. Der Erste Weltkrieg tobt. Die Juden fliehen »in Massen aus Russland«. Die Kommunisten bereiten sich auf die Machtergreifung vor. Die letzte Nachricht kommt zwar verspätet in Tschernowitzky an, fällt aber bei einer Gr...
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