Moskau. Knapp acht Jahre nach der Ermordung der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja hat ein Moskauer Gericht fünf Angeklagte schuldig gesprochen. Das Strafmaß werde vermutlich an diesem Mittwoch verkündet, meldete die Agentur Interfax am Dienstagabend.
Die scharfe Gegnerin von Präsident Wladimir Putin war am 7. Oktober 2006 vor ihrer Moskauer Wohnung erschossen worden. Die aus Tschetschenien stammenden Angeklagten sollen die Tat geplant und ausgeführt haben. Politkowskajas Angehörige kritisierten, auch mit dem Urteil bleibe unklar, wer den Mord in Auftrag gegeben habe.
»Wir sind mit dem Urteil einverstanden, aber den größeren Teil der Schuld tragen andere«, sagte Politkowskajas Sohn Ilja. Die Verteidigung kündigte hingegen an, in Revision zu gehen. Der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, sagte nach dem Urteil, die Untersuchungen in dem Mordfall seien weiter nicht abgeschlossen. In dem Prozess saßen der mutmaßliche Todesschütze, der angebliche Organisator des Verbrechens sowie Komplizen auf der Anklagebank.
Politkowskaja hatte vor allem aus dem Konfliktgebiet Tschetschenien im Nordkaukasus über Menschenrechtsverletzungen berichtet. Die Bluttat sorgte weltweit für Entsetzen. Nach Darstellung der Ermittler hatte der Unternehmer Lom-Ali Gaitukajew eine Bande für den Mord an der Journalistin der Zeitung »Nowaja Gaseta« rekrutiert.
In einem ersten Prozess 2009 waren vier Angeklagte aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Menschenrechtler vermutenten, dass die Spuren der Bluttat bis in Russlands Machtapparat reichen könnten und befürchten, dass die wahren Hintergründe der Tat nie ans Licht kommen. dpa/nd