nd-aktuell.de / 29.09.2014 / Wirtschaft und Umwelt

Mifa hat einen Platten

Fahrradhersteller aus Sachsen-Anhalt meldet Insolvenz an - IG Metall spricht von Managementfehlern

Der Fahrradhersteller Mifa aus Sangerhausen kämpft nach dem geplatzten Einstieg indischer Investoren ums Überleben.

Der Fahrradhersteller Mifa aus Sachsen-Anhalt hat am Montag Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Der Antrag sei nach dem Scheitern einer Vereinbarung mit dem indischen Hersteller Hero Cycles beim Amtsgericht Halle gestellt worden, hieß es in einer Mitteilung des börsennotierten Unternehmens. Das operative Geschäft bleibe davon unberührt und laufe wie geplant weiter.

Die Mitteldeutsche Fahrradwerke AG mit den Marken Mifa, Germatec und McKenzie hatte zuletzt hohe Verluste geschrieben. Im vergangenen Jahr beliefen sich diese auf über 13 Millionen Euro - bei 110 Millionen Euro Umsatz. Auch wurden Bilanztricksereien bekannt. Nach weiteren Verlusten werde das Eigenkapital laut Unternehmensangaben im Halbjahresabschluss 2014 vermutlich negativ sein. Daher hatte Mifa mit dem indischen Weltmarktführer Hero Cycles über eine 60-Prozent-Beteiligung und Investitionen von mindestens 15 Millionen Euro verhandelt. Zuletzt war Investor Carsten Maschmeyer mit 33 Prozent Hauptaktionär. Eine im August geschlossene Grundlagenvereinbarung, die auch einen Teilverzicht der Anleihegläubiger und Aktienbesitzer umfassen sollte, wurde nicht umgesetzt. Daher blieb nur noch der Insolvenzantrag.

Das Management möchte die Geschäfte in Eigenverwaltung[1] weiterführen - stimmt das Gericht dem zu, würde dem Vorstand lediglich ein Sachwalter zur Seite gestellt. Ziel sind die Restrukturierung und der Verkauf des Unternehmens mit aktuell rund 600 Mitarbeitern. Die Löhne und Gehälter seien für drei Monate über die Bundesagentur für Arbeit gesichert, hieß es in der Mitteilung.

Der mit rund einer halben Million verkaufter Fahrräder absatzstärkste deutsche Hersteller produziert für große Handelsketten wie Aldi oder Real. Vor allem Billigkonkurrenz aus Asien macht ihm zu schaffen. Das Unternehmen blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1907 gegründet, folgten nach dem Zweiten Weltkrieg Enteignung und Umwandlung in einen VEB, der mehr als neun Millionen Fahrräder produzierte. 1996 übernahmen die Gesellschafter Peter Wicht und Michael Lehmann den Lenker von der Treuhand. Mifa kauft weltweit Teile ein, in Sangerhausen finden noch die Lackierung und Endmontage statt. Das Unternehmen hatte in den 2000er Jahren von der Abwicklung der einstigen DDR-Fahrradwerke in Neukirch (Sachsen) und Nordhausen (Thüringen) durch den US-Investor Lone Star profitiert, der Lagerbestände und Kundenverträge verkaufte. In Nordhausen produzierten Arbeiter zeitweilig in Eigenregie ein »Strike Bike«.

Die IG Metall spricht von »immensen Managementfehlern in der Vergangenheit« bei Mifa und will sich dafür stark machen, dass die Auswirkungen »nicht auf die Schultern der Beschäftigten abgeschoben werden«. Der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Steppuhn forderte Hilfe von der Landesregierung. Das Wirtschaftsministerium erklärte, man sei mit dem Vorstand von Mifa seit Monaten in Kontakt.

Links:

  1. http://www.nd-aktuell.de/artikel/943509.glaeubiger-stimmen-sanierung-der-mifa-zu.html?sstr=mifa