Zu Beginn der 90er wurde über die Sinnfälligkeit autonomer Politik diskutiert. »Die Autonomen machen keine Fehler, sie sind der Fehler« hieß damals ein Text im Rahmen der sog. Heinz-Schenk-Debatte, in dem propagiert wurde, endlich »aus dem Ghetto herauszukommen« - gemeint war damit das subkulturell geprägte Szeneumfeld. Den damals aktuellen Überfällen auf Flüchtlingsheime könne nicht mit der üblichen autonomen Kampagnenpolitik begegnet werden, vielmehr gelte es, eine Organisationsdebatte zu führen und nebenbei die linke Theorie der letzten 150 Jahre auf ihre Brauchbarkeit zu überprüfen. Ergebnis dieser Debatte war die Gründung postautonomer Gruppen, wie »Fels« oder (schon etwas früher) »Avanti«, die eine längerfristige Perspektive linksradikaler Politik entwickeln wollten und mittlerweile schon runde Geburtstage feiern. Aber auch die zum Teil verbandsartig organisierten Antifastrukturen werden gemeinhin dem postautonomen Spektrum zugerechnet.
Postautonome versuchen in breiten Bündnissen - auch unter Einbeziehung von Gewerkschaften, NGOs und Parteien - mit den Mitteln des zivilen Ungehorsams Naziaufmärsche zu blockieren, Gipfel zu stürmen oder Krisenproteste zu organisieren. Manche finden den Ansatz zu beliebig. Postautonome selbst sehen darin die Möglichkeit, die Hegemonie neoliberaler Ideen auszuhebeln. Linke Theorie und Praxis sollen wieder sichtbar und in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen wirkmächtig werden. schmi
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/960707.folge-post-autonome.html