nd-aktuell.de / 04.02.2015 / Politik

Goldene Morgenröte wird angeklagt

72 Mitglieder der Neonazi-Partei müssen sich wegen der »Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung« verantworten

Ihre Übergriffe auf Migranten sind berüchtigt: Die griechische Partei Goldene Morgenröte konnte mit der Wirtschaftskrise an Macht gewinnen. Jetzt stehen die Führungsmitglieder und Abgeordnete der Partei vor Gericht.

Athen. In Griechenland werden 72 Mitglieder der Neonazi-Partei Goldene Morgenröte (Chrysi Avgi) angeklagt. Der Parteivorsitzende Niko Michaloliakos sowie mehrere Führungsmitglieder und sämtliche Abgeordnete der Partei im vorherigen Parlament müssten sich vor Gericht wegen des Vorwurfs der »Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung« verantworten, verlautete aus Justizkreisen am Mittwoch. Dies sei das Ergebnis der Ermittlungen, die im September 2013 nach der Ermordung eines Musikers durch einen Sympathisanten der Partei aufgenommen worden waren.

Die Partei, die enge Kontakte zur Neonazi-Szene unterhält, ist wegen ihrer Angriffe auf Migranten berüchtigt. So soll sie in den Mord an einem pakistanischen Migranten sowie in die Misshandlung politischer Gegner verwickelt sein. Den Beschuldigten drohen bis zu 20 Jahren Haft. Die Goldene Morgenröte hatte infolge der schweren Wirtschaftskrise seit 2010 an Einfluss gewonnen. Die Partei profitierte insbesondere von der Wut der Bürger auf die etablierten Parteien und die politischen Eliten, die für die Misere verantwortlich gemacht wurden.

Die Vorwürfe gegen die Partei haben ihr kaum geschadet, da viele Anhänger sie als politisch motiviert betrachteten. Bei der Parlamentswahl Ende Januar wurde Chrysi Avgi mit 388.000 Stimmen drittstärkste Kraft und stellt nunmehr 17 Abgeordnete. Die meisten beschuldigten Abgeordnete wurden bei der Wahl wiedergewählt. Der Parteivorsitzende Michaloliakos und sechs weitere Führungsmitglieder sitzen bereits hinter Gittern. Ihnen werden Mord, versuchter Totschlag, illegaler Waffenbesitz und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. AFP/nd