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Und immer wieder grüßt Bologna

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 3 Min.

1998 verfassten die Bildungsminister aus Frankreich, Italien, Großbritannien und Deutschland die sogenannte Sorbonne Erklärung, die grundlegende strukturelle Veränderungen der Universitäten vorsah. Um die Mobilität Studierender und Wissenschaftler zu vergrößern, brauchte man die Kompatibilität der Abschlüsse. In Deutschland verband die Politik damit die Hoffnung, dass die hiesigen Hochschulen «wettbewerbsfähig und attraktiv für Studierende aus Drittstaaten» werden, so das Bundesministerium für Bildung und Forschung auf bmbf.de. 1999 gaben 30 europäische Staaten in Bologna den Startschuss. Seitdem beteiligen sich 47 Länder an der «Schaffung eines gemeinsamen Hochschulraums.

In regelmäßigen Abständen geben Berichte Aufschluss über den Stand der Umsetzung. Der jüngste ist datiert vom März 2015. Er zeigt einen Anstieg an ausländischen Studierenden in Deutschland innerhalb der vergangenen drei Jahre auf fast 140 000; damit studieren heute rund drei Mal so viele EU-Ausländer an deutschen Hochschulen wie Ende der 1990er Jahre. Somit sei Deutschland im Verhältnis zu Staaten mit ähnlichem Studienaufkommen »weltweit am mobilsten«, heißt es in dem Bericht weiter. Auch die Anerkennung der im Ausland erworbenen Studienleistungen sei von 41 (2007) auf 69 Prozent (2013) angewachsen. Nur die USA und Großbritannien hätten ein größeres Kontingent an »Bildungsausländern«, also von solchen Studenten, die ihre Studienberechtigung außerhalb des Landes, in dem sie studieren, erworben haben.

Für Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) kommt die »Internationalisierung gut voran«. So habe die »zweistufige Studienstruktur, der größere Freiraum zur Profilierung für Hochschulen und eine verbesserte Anerkennung von Studienleistungen Wahlmöglichkeiten für Studierende erhöht und individuelle Bildungswege ermöglicht«, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums.

Hingegen bemängelt der freie zusammenschluss studierender auf fzs.de, der Bericht stelle die Forschungsergebnisse »isoliert und in fragwürdigen Zusammenhängen« dar. Nicht ausreichend berücksichtigt seien der »Anstieg des Bedarfs an psycho-sozialer Beratung und der Mangel an Masterplätzen«. Die Zahl an Bafög-Empfänger werde »zu hoch« angesetzt. Statt einer »korrekten Analyse« liefere der Bericht die Zeichnung eines »schönem Bildes«.

Auch User wie andibaer kritisieren auf spiegel.de: »Positiv ist sicher, dass man mit Bologna der fortschreitenden Globalisierung schon im Studium Rechnung trägt. Verglichen mit meinem Studium aber, sehe ich die weitgehende Verschulung des Studiums als einen Schritt zurück. Ich konnte noch Vorlesungen ausprobieren und hatte daneben Zeit, mein Sozialverhalten weiterzuentwickeln. Das alles können Studierende heute oft nicht mehr.«

Von anderer Seite rügt practicus die »mangelhafte Umsetzung des Bologna-Prozesses. Meine Kinder haben beide ein Studienjahr in GB verbracht, wo das Bachelor-Master-System bekanntlich zuhause ist. Dort ist das Studium in Trimestern organisiert, das Sommer-Trimester ist überwiegend den Prüfungen vorbehalten. Durch die dort üblichen hohen Studiengebühren sind die Kurse klein und effektiv, die Ausstattung glänzend, Anwesenheitskontrollen überflüssig.« Lena Tietgen

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