Neoliberale Begrenztheit

Lena Tietgen fragt sich, ob das Zeitalter des Neoliberalismus sich wirklich dem Ende zuneigt.

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Spatzen pfiffen es vom Dach: Die Marktliberalisierung im Bildungsbereich wird auf diesen zurückschlagen. Doch die Politik wollte nicht hören. Die Universität Amsterdam steht mit ihren Geldproblemen und die dortigen Studenten mit ihrer Furcht vor einer weiteren Privatisierung ihrer Hochschule und den damit verbundenen steigenden Studienkosten nicht allein. Auch in Deutschland kriselt es im Hochschulsystem schon seit Langem. Bislang sind allerdings in erster Linie die privaten Unis betroffen. 2008 berichteten Medien erstmals über steigende Insolvenzen privater Hochschulen. 2014 traf es die Berliner Humboldt-Viadrina School of Governance und aktuell die Hochschule Neuss für Internationale Wirtschaft GmbH. Deren Existenz war auffallend kurz - beide gingen erst 2009 an den Start.

Als die Bologna-Reform ins Rollen kam, war man noch euphorisch. Der Wirtschaft angepasste und über Grenzen kompatible Studiengänge sollten das Wissen in die Welt tragen und gleichzeitig für Gewinnoptimierung in den Bilanzen der Universitäten sorgen. Der Begriff »Intellektuelles Kapital« machte die Runde. Die Herausbildung der Wissensgesellschaft versprach ungeahnte Rendite, wandelte man nur die Universitäten in ein Unternehmen um. Das motivierte findige Politiker und Wirtschaftsvertreter, Privatuniversitäten zu gründen, die zunächst, angeregt durch die Schwerfälligkeit des deutschen Ordinarien-Systems, aus dem Boden sprossen. Ein Irrsinn, der einem Irrtum unterliegt, denn geistige Produktion vermehrt sich jenseits aller ökonomischen Zwänge aus sich selbst, versperrt sich somit neoliberaler Verwertung.

Das wird sich nicht ändern. Ändern können sich nur die Bedingungen. Da kann ein gemeinsamer Streik von Lehrenden und Studierenden wie in Amsterdam nur ein Anfang sein.

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