nd-aktuell.de / 29.09.2006 / Politik

Rechts, links, zwo, drei, vier ...

Linke Bands mit unerwünschten Fans

Peter Nowak
Auch Musiker mit einem antifaschistischen Selbstverständnis haben manchmal Probleme mit Umarmungen von rechts. Die Musiker der Göttinger Band ZSK zum Beispiel meinen es Ernst mit ihrem politischen Engagement.
Nicht nur in Songtexten machen sie kein Hehl aus ihrer Ablehnung von Rechtsradikalen. Die Bandmitglieder haben auch zusammen mit der antifaschistischen Internetplattform »Turn it Town» die CD »Kein Bock ist Nazis« herausgegeben. Sie richtet sich gezielt an Jugendliche, klärt über Neonaziaktivitäten und über antifaschistische Initiativen auf. Natürlich wird die Musik auch gerne bei linken Demonstrationen gespielt wird.

Rio Reiser für Nazidemos empfohlen
Aber wohl nicht nur dort. In einem rechtsradikalen Internetforum wurde in der letzten Zeit ausgiebig über geeignete Beschallung rechter Aufmärsche diskutiert. Auf die Bitte eines Forumsteilnehmer um Tipps und Ratschläge lautete die Antwort: »Auf jeden Fall alternative Musik wie z.B. "Ton Steine Scherben" mit "Die letzte Schlacht!", ZSK mit "Keine Angst", Die Ärzte mit "Deine Schuld" oder auch Die Schnitter mit "Widerstand"«. Allerdings stößt die Vorliebe von Rechtsradikalen für linke Musik auch auf Kritik. »Ich denke, man sollte es nicht übertreiben mit alternativer Musik«, moserte ein Rechtsradikaler im Internet.
Für ZSK-Sänger Joshi liegt eine Ursache für die unerwünschte Vereinnahmung bei den Nazis selbst. »Denen fehlen gute Bands und deswegen wollen sie auch ein Stück vom linken Kuchen abhaben«. Auf ZSK-Konzerten seien nie Rechtsradikale aufgetaucht, betonte er - jedenfalls haben sich keine Besucher als solche zu erkennen gegeben. Falls dies doch einmal vorkommen sollte, fiele der Band die Reaktion nicht schwer. »Wir würden Nazis rausschmeißen. Wir sind nicht der Meinung, dass wir mit den Rechten kuscheln und reden müssen«, sagt Joschi.

Punks mit Fimmel für Landser-Fotos
Ein derart unmissverständliche Haltung haben auch linke US-Bands wie Anti-Flag oder Rage Against The Machine, die auf rechtsradikalen Internetseiten wohlwollend besprochen werden. Doch mittlerweile existieren auch Punkbands, die eine klare antifaschistische Positionierung ablehnen. Zu ihnen gehört die Bands OHL (Oberste Heeresleitung), die mit Landserfotos auf ihrer Internetseite wirbt. Auf der Homepage heißt es, dass die Band jeden Form von politischen Extremismus, sowie rechte und linke Systeme bekämpfen wolle. Konsequenterweise wird das Symbol einer Faust, die ein Hakenkreuz zerschlägt, auf der Seite durch ein weiteres Symbol ergänzt, auf dem eine Faust die Hammer und Sichel zerstört. Was in der Punkszene als Distanz gegenüber einer kritisch gesehenen Political Correctness läuft, hat in der Vergangenheit immer wieder zu Zerwürfnissen mit der Linken geführt.
Von einer rechten Punkkultur kann man indes nicht sprechen. Ausnahmen gibt es allerdings auch hier: Mitglieder der in Punkkreisen durchaus beliebten Kieler Band »V-Punk« hätten nach Angaben der antifaschistischen Internetseite Turn it down zuvor bei explizit rechtsradikalen Bands gespielt oder seien mit dem T-Shirt des rechtsradikalen Netzwerkes Blood and Honour aufgetreten.

www.turnitdown.de