In Berlin besetzen Aktivisten leer stehendes Haus

Initiative »Social Center for All« will mit Protest für Freiräume kämpfen

  • Lesedauer: 2 Min.
»Nehmen wir uns die Stadt!« In Berlin, Mannheim und Leipzig haben Aktivisten Häuser besetzt. In Berlin war die Party nach drei Stunden vorbei. In Leipzig dauert sie noch immer an.
"socialcenter 4 all" - In Berlin besetzen Aktivisten leer stehendes Haus

Mehrere Gruppen schwarzgekleideter Menschen nähern sich zeitgleich von verschiedenen Seiten der Köpenicker Straße 36. Der Eingang des verlassenen Bürogebäudes ist bereits offen. Die Aktivisten sind an diesem Samstagabend gut vorbereitet und bringen zügig Getränke, Musikboxen und Lampen hinein. Auf einem Plenum wird das weitere Vorgehen diskutiert, man entscheidet sich, die Aktion öffentlich zu machen. Partystimmung setzt ein, Lachen, Rauchen. Interessierte werden eingeladen.

Marcus Staiger von der Initiative »Social Center for All« erklärt, man wolle einen Ort der Begegnung schaffen. Es solle Unterkünfte für Geflüchtete geben, aber auch Rechtsberatung, Bildungsprojekte und medizinische Versorgung. »Die Anwohner und Initiativen werden aber letztlich entscheiden, was mit dem Haus gemacht wird«, sagt Staiger. Das Projekt stößt auf Zustimmung: Wenn es eine selbstorganisierte Krankenversorgung für Geflüchtete gebe, sei auch den Asylsuchenden in Reinickendorf geholfen, meint Hans-Jörg Behrendt von der Initiative »Willkommen in Reinickendorf«. Er ist vor das besetzte Haus gekommen. »Es ginge alles, aber die Politik macht nichts«, sagt er.

Schon zwei Versuche der Initiative, ein Soziales Zentrum in Berlin zu errichten, sind gescheitert. Auf einer Konferenz, an der sich Gruppen wie »Zwangsräumungen verhindern« oder »Moabit hilft« beteiligten, wurde vor der Besetzung diskutiert, wie das Zentrum konkret aussehen könnte.

Im Haus senden die Aktivisten derweil Solidaritätsgrüße nach Leipzig und Mannheim, wo am Wochenende ebenfalls Gebäude besetzt wurden. In Leipzig dürfen die Aktivisten vorerst bis Montag bleiben, dann soll es neue Gespräche mit dem Oberbürgermeister geben. In Mannheim kündigte die Polizei an, am Sonntag räumen zu wollen.

In Berlin ist der Spaß schon nach ein paar Stunden vorbei. Die Polizei rückt an und vertreibt die rund 70 Unterstützer vor dem Haus. Eine Spontandemonstration scheitert an robusten Polizeireihen. Die Stimmung unter den Aktivisten ist trotz allem zuversichtlich. Auf Twitter schreibt die Initiative zum Abschluss: »Wir kommen wieder, keine Frage.« seb

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Mehr aus: Video