CDU-Politikerin diffamiert verfolgten türkischen Journalisten

Bundestagsabgeordnete beleidigt Can Dündar als »Dünnschiss« / Grüne und Linke sprechen von üblem Ausfall / Union: Nicht jede Peinlichkeit kommentieren

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Leipziger CDU-Politikerin hat mit einer üblen Beleidigung des regierungskritischen türkischen Journalisten Can Dündar für Empörung in den Sozialen Netzwerken gesorgt. Die Bundestagsabgeordnete hatte den vom autorkratischen Regime in Ankara verfolgten Kollegen als »Cansel Dünschiss« diffamiert, weil der wegen der politischen Entwicklung in der Türkei einen Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen gefordert hatte. Dies, so Kudla, »wissen wir selbst«.

Der Grünen-Politiker Omid Nouripour fordert die Union via Twitter zu einer Stellungnahme auf. »Wollt ihr bitte mal was sagen zum üblen Ausfall euerer Kollegin gegen einen politisch Verfolgten«, so der Bundestagsabgeordnete. Seine Parteifreundin Monika Lazar nannte »Stil und Niveau« von Kudla »inakzeptabel und unterirdisch«. Auch die sächsische Linkspartei übte Kritik. Der Grünen-Landeschef von Sachsen, Jürgen Kasek, warf der CDU-Frau vor, sich »beschämend« und »beleidigend« verhalten zu haben.

Der Journalist Dündar war nach dem gescheiterten Putschversuch und der folgenden, beispiellosen Welle der Repression in der Türkei als Chefredakteur der regierungskritischen »Cumhuriyet« zurückgetreten. Zusammen mit dem Kollegen Erdem Gül war er zuvor zu mehr als fünf Jahren Haft verurteilt worden, nachdem die Zeitung geheime Dokumente über türkische Waffenlieferungen an terroristische Islamisten in Syrien veröffentlicht hatte. Dündar musste ins Ausland fliehen, wo er sich für Meinungsfreiheit und Demokratie in der Türkei einsetzt - aber auch die Politik der Bundesregierung immer wieder kritisiert.

Der Parlamentsgeschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Grosse-Brömer, reagierte inzwischen mit den Worten auf den Eklat, »man muss nicht jede Peinlichkeit kommentieren. Die Kollegin ist für Ihre Tweets selbst verantwortlich«. Kudla selbst schob am Freitag einen Tweet nach, der wegen seiner vielen Fehler für polemische Reaktionen sorgte. »Scwarze Null ist gur. #Schuldentilgung aber erforderlich. #Maastrich Kriterien erst 2020 erüllt, 70% Schuldens..Falsches #Signal an #Europa.« Eine Nutzerin twitterte: »Einfach mal ein bisschen weniger trinken.« vk

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