Werbung

Letzte Generation: Weitere Anklage gegen Aktivistin

Die Staatsanwaltschaft Flensburg wirft der 32-jährigen Miriam Meyer vor, sich an einer kriminellen Vereinigung beteiligt zu haben

  • Anton Benz
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Juni 2023 »renaturierten« Mitglieder der Letzten Generation einen Teil des Golfplatzes Budersand Sylt. An dieser Aktion soll Miriam Meyer beteiligt gewesen sein.
Im Juni 2023 »renaturierten« Mitglieder der Letzten Generation einen Teil des Golfplatzes Budersand Sylt. An dieser Aktion soll Miriam Meyer beteiligt gewesen sein.

Gestern wurde die Einstufung von Ende Gelände als »linksextremistischer Verdachtsfall« bekannt. Nun folgt das nächste Kapitel in der Geschichte »Wie der Staat begann, die Klimabewegung zu kriminalisieren – und so ihr Vertrauen in den Rechtsstaat aushöhlte«: Darin erhebt die Staatsanwaltschaft Flensburg Anklage gegen eine Aktivistin der Letzten Generation, wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung.

Eigentlich handelt es sich dabei um einen Sequel: Bereits im Mai klagten Ermittler aus Neuruppin fünf Mitglieder der Klimaschutzgruppe an. Und ein dritter Teil ist schon in Planung, denn auch in München wird ermittelt, unter anderem gegen Carla Hinrichs, der Pressesprecherin der Gruppe. Dabei geht es immer um dasselbe: die Bildung oder Unterstützung einer kriminellen Vereinigung, nach Paragraf 129 im Strafgesetzbuch (StGB).

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

Doch zurück ins Jetzt: Die Staatsanwaltschaft Flensburg wirft der 32 Jahre alten Miriam Meyer vor, gemeinsam mit Entscheidungsträgern der Gruppierung für die Organisation und professionelle Vorbereitung von Straftaten verantwortlich zu sein. Diese haben sich insbesondere gegen die kritische Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur Deutschlands gerichtet, wie die Anklagebehörde am Mittwoch mitteilte.

Konkret wird der Angeklagten vorgeworfen, an sieben Aktionen persönlich teilgenommen zu haben. Dabei geht es unter anderem um die Manipulation einer Rohöl-Pipeline und das gewaltsame Eindringen in die Sicherheitsbereiche der Flughäfen in München, Berlin-Brandenburg und Sylt sowie das Eindringen auf das Gelände des Golfplatzes in Hörnum auf Sylt. Meyer soll auch für das gezielte Anwerben von Mitgliedern zur Begehung derartiger Taten verantwortlich gewesen sein. Durch die Aktionen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft erhebliche Schadenssummen entstanden, die sich im vier- bis siebenstelligen Bereich bewegen.

Die Letzte Generation reagiert auf die jüngste Anklage in einer Pressemitteilung: »Die Anklage in Flensburg mag sich gegen nur eine von uns richten. (...) Gemeint sind wir alle. Und vor allem: betroffen sind wir alle«, heißt es darin. Und weiter: »Eine Justiz, die ihr schärfstes Schwert gegen Klimaaktivist:innen zieht, während sie fossile Verbrechen ungestraft geschehen lässt, sägt an unserer Demokratie.«

Auch Joschka Selinger, Rechtsanwalt und Leiter des Schwerpunkts »Demokratie und Grundrechte« bei der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF), kritisiert das Vorgehen der Staatsanwaltschaften: »Die Ermittlungen gegen die Letzte Generation wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung stellen den zivilen Ungehorsam der Klimabewegung auf eine Stufe mit dem Milieu organisierter Kriminalität«, kommentierte er die Anzeige der Neuruppiner Ermittler. Der Schaden sei nicht nur für die Betroffenen groß, deren Wohnungen durchsucht und deren Telefone abgehört würden. Die Staatsanwaltschaft beschädige das Vertrauen in den Rechtsstaat, wenn sie ihre schärfsten Mittel einsetzt, um grundrechtlich geschützten Protest zu unterbinden, so der Anwalt.  mit dpa

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das beste Mittel gegen Fake-News und Rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal