Arbeitskämpfe: Widerstand lohnt

Nach drei Jahren Kampf in der GKN-Fabrik kommt vielleicht der Wendepunkt

  • Riccardo Chiari
  • Lesedauer: 4 Min.
Beim Fest zum dreijährigen Jubiläum des Arbeitskampfs bei GKN
Beim Fest zum dreijährigen Jubiläum des Arbeitskampfs bei GKN

Es gibt einen Hoffnungsschimmer für die Konkursverwaltung von QF, dem Unternehmen von Francesco Borgomeo, das die 140 ehemaligen GKN-Mitarbeiter, die noch für das Automobilzulieferunternehmen arbeiten, als Geiseln hält, ohne die Löhne zu zahlen. Dies teilten die Einheitsgewerkschaftsvertretung (RSU) und die Metallergewerkschaft (Fiom) von Florenz, Prato und Pistoia unter der Leitung von Stefano Angelini mit, der den Streit seit anderthalb Jahren Schritt für Schritt verfolgt.

Bei der Vorstellung der Initiativen, die am Freitagabend auf der Piazza Poggi in Florenz anlässlich des dritten Jahrestages des Beginns des Arbeiterwiderstandes stattfanden, zogen RSU und Fiom Bilanz: »Seit einiger Zeit fordern wir die Regierung nachdrücklich auf, das Unternehmen einem Kommissar zu unterstellen, weil wir einen Ansprechpartner brauchen. Aus informellen Gesprächen mit dem Ministerium haben wir erfahren, dass man zu diesem Schritt bereit ist. Wenn dies tatsächlich der Fall ist, dann sollten wir keine Zeit verlieren und so schnell wie möglich handeln, denn die Arbeiter sind erschöpft.«

Arbeiter fordern Sonderverwaltung

Die Arbeiter und die Gewerkschaften fordern daher dringend ein politisches Eingreifen mit einer Ausnahmeregelung, da die Sonderverwaltung nur für Unternehmen mit mindestens 250 Beschäftigten vorgesehen ist, während im Werk Campi Bisenzio nur noch 140 Beschäftigte übriggeblieben sind. 2021 waren es noch 422, als der multinationale Konzern GKN, der vom Spekulationsfonds Melrose aufgekauft wurde, per E-Mail alle Beschäftigten entließ und die Produktion von Halbachsen nach Osteuropa verlagerte.

Niemand darf die Arbeiter im Stich lassen, indem er sie ohne Löhne oder Sozialleistungen zurücklässt.

»In anderen Fällen«, so erinnerten die Gewerkschaftsdelegierten, »hat die Regierung von Ausnahmeregelungen Gebrauch gemacht, und wenn der politische Wille vorhanden ist, ist dies möglich. Wir erinnern daran, dass die Belegschaft bei unserem ersten Antrag auf Sonderverwaltung über dem gesetzlich vorgesehenen Schwellenwert lag. Außerdem kam der Antrag auf Konkursverwaltung nicht nur von uns, sondern auch von der Region Toskana, die eine einmalige Entschädigung in Höhe von 3000 Euro für die Arbeit zugesagt und gleichzeitig den Prozess für ein regionales Gesetz über industrielle Entwicklungskonsortien eingeleitet hat. Zusagen, die ohne einen Kommissar Gefahr laufen, zunichtegemacht zu werden.«

Gewerkschaftsfeindliches Verhalten

Abschließend noch ein Gedanke zu dem langen und anstrengenden Weg, der seit dem 9. Juli 2021 zurückgelegt wurde: »Es sind drei Jahre seit dem Beginn der ständigen Betriebsversammlung im ehemaligen GKN in Campi Bisenzio vergangen«, erinnern die Gewerkschaftsvertreter, »drei Jahre voller Kampf, Würde und Stolz. Ein neuer Eigentümer, QF, und immer noch keine Löhne, keine Lohnersatzleistungen, keine Perspektiven. Eine neue Geschäftsführung, die gegenüber den Forderungen der Arbeitnehmer und der Gerichte taub ist und keine Antworten gibt.« Dies sei inakzeptabel und stelle auch einen gefährlichen Präzedenzfall dar.

Vor einigen Tagen hat ein Gericht in Florenz die von Francesco Borgomeos Unternehmen QF eingelegte Berufung zurückgewiesen und das Urteil wegen gewerkschaftsfeindlichen Verhaltens vom 27. Dezember 2023 bestätigt. Die Richter hatten zum x-ten Mal die Entlassungen der 140 Beschäftigten, die noch bei QF arbeiten, aber seit sieben Monaten keine Gehälter mehr erhalten, aufgehoben und das Unternehmen dazu verpflichtet, das Gesetz 234/21 zur Reindustrialisierung des Produktionsstandorts zu befolgen. Darüber hinaus wurden bereits fünf Berufungen vor Gericht gewonnen, die QF zur Zahlung der Löhne verpflichten. Und es gibt Dutzende weitere, die auf ähnliche Urteile warten, denn niemand darf die Arbeiter im Stich lassen, indem er sie ohne Löhne oder Sozialleistungen zurücklässt.

Der Text wurde »nd« zur Verfügung gestellt von der linken italienischen Tageszeitung »il manifesto«, mit der wir künftig enger kooperieren werden. Übersetzung: Cyrus Salimi-Asl.

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