„Angriff auf die Demokratie.Eine Intervention" von Romuald Karmakar

  • Charlotte Noblet
  • Lesedauer: 2 Min.
Worin besteht eigentlich die Eurokrise? „Troika“, „Sparpläne“, „Rettungsschrim“, „Zeitdruck der Märkte“, „alternativlos“: Die politischen Entscheidungen in der EU sind mehr und mehr marktnah und demokratiefern. Darum entschieden sich am 18. Dezember letztes Jahr zehn Köpfe aus Journalismus, Kunst und Wissenschaft im Berlin zu intervenieren. Der Filmemacher Romuald Karmakar hat daraus einen Dokumentarfilm gemacht.
Berlinale 2012 – „Angriff auf die Demokratie.Eine Intervention" von Romuald Karmakar

102 Minuten lang wird am Mikrophon im "Haus der Kulturen der Welt" vorgetragen. Zehn Statements á zehn Minuten werden nacheinander in voller Länge übertragen. Es geht um die Eurokrise, die Politik, die Wirtschaft und die Demokratie. Das Format ist frontal und langweilig wie eine Vorlesung, dafür ist der Inhalt der so genannte Vorlesung aber hoch interessant.

Mit diesem Film zeigt Romuald Karmakar sein Engagement für die Demokratie als Filmemacher. Ihm sei wichtig, dass eine Diskussion entsteht. Mit Hilfe des Materials von Nils Neugendank (kulturzeit, ZDF/3sat) und dem "Haus der Kulturen der Welt" regt Karmakar Diskussionen an und "zwingt" den Zuschauer zum Zuhören und Mitmachen.

„Welches Europa wollen wir überhaupt retten? Für welches Europa sollen wir überhaupt sparen?" fragt am Mikrophon die Wirtschaft-Journalistin und Publizistin Carolin Emcke.
Für Franziska Augstein, Feuilletonistin der "Süddeutschen Zeitung", hat sich die Politik den Mechanismen der Wirtschaft unterworfen, sie nimmt sich keine Zeit mehr für parlamentarischen Entscheidungsprozess. Augstein bedauert vor allem den Bedeutungsverlust des EU-Parlaments : "Das Parlament und seine Kompetenzen sind ausgehebelt!"

Harald Welzer, Soziologe des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen, klagt seinerseits, dass "wir einen Totalausfall an Zeitdiagnose haben. Wir hören nichts aus den Universitäten dazu." Und sagt noch „Es ist nicht mehr akzeptabel für einen selbst, zumindest dann, wenn man Demokratie gut findet, das alles hinzunehmen und in einer Haltung der Unzuständigkeit zu verbleiben."

Die zehn deutschen Intellektuellen intervenieren in Berlin nicht nur gegen den aktuellen politischen Diskurs, sondern blicken auch kritisch auf sich selbst. „Denken Sie dran, es ist nie so, wie man es uns erzählt." sagt etwas geheimnisvoll Nils Marino, der Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeine Zeitung.

„Schluss mit dem Warten, mit der ich-verstehe-den Finanzmarkt-ohnehin-nicht-Haltung", sagt der Schriftsteller Roger Willemsen. So ein Phänomen hält die Bürger davon ab, ihre eigenen Ansprüche zu formulieren und somit steckt die Demokratie in der Krise.

Das Format des Films ist frech und dient bestens den Zielen des Filmemachers. Ein schöne Einladung von Romuald Karmakar, über die Demokratie gemeinsam zu reden!
Das "Haus der Kulturen der Welt" plant, den Film auf Reise zu schicken, Reaktionen der Zuschauern aus unterschiedlichen Ländern zu sammeln und alles in Berlin wieder zu zeigen.

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