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Noriega will in Berufung gehen

Ex-General fühlt sich von USA-Compagnons im Stich gelassen

  • Lesedauer: 3 Min.

VON LEO BURGHARDT, Havanna

Manuel Antonio Noriega, Häftling Nr. 41586 in der Haftanstalt MCC in Miami, hat offensichtlich keine Lust, bis zum Jahre 2001 auf einen eventuellen Gnadenerlaß zu warten. Dann hätte er ein Viertel seiner 40jährigen Strafe verbüßt. Vorher gibt's keine Chance auf vorzeitige Entlassung oder Strafminderung - wenn es ihm nicht gelingt, eine höhere juristische Instanz als die, die ihn verurteilt hat, zu überzeugen, daß es rechtens wäre, in die Berufung zu gehen.

Der Ex-General, dessen Schurkenstreiche den USA-Streitkräften im Dezember 1989 den Vorwand lieferten, um über Panama herzufallen, 2 000 oder 3 000 (das ist nie genau geklärt worden) Zivilisten zu töten und eben diesen Herrn zu kidnappen, hat sich bisher relativ ruhig verhalten. Was er im Prozeß aussagte, tat niemandem sonderlich weh. Im Gegenzug erkannte ihm das Gericht den Kriegsgefangenenstatus zu, so daß er zwei einigermaßen bequeme Zellen bewohnen darf, in denen ihm Produkte der Unterhaltungs-

und Computerindustrie die gröbste Langeweile zu vertreiben helfen.

Wahrscheinlich hatte Noriega gehofft, daß ihn seine langjährigen Compagnons nicht im Stich und Gnade vor Recht ergehen lassen würden, wenn erst ein bißchen Gras über das Spektakel gewachsen ist. Inzwischen aber sind fast fünf Jahre verstrichen, ohne daß sich die Compagnons gerührt hätten.

Darum hat sich Häftling Noriega jetzt entschlossen, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. Verurteilt wurde er bekanntlich wegen illegalen Drogenhandels und Waschens schmutzigen Geldes: An die 23 Millionen Dollar hatten die Fahnder auf verschiedenen verdeckten Konten ausbaldowert. So große Rücklagen, schlußfolgerten damals die Gesetzeshüter für die Öffentlichkeit, könnten unmöglich allein aus Zahlungen der CIA und der US-Drogenbehörde DEA an ihren Spitzenagenten herrühren.

Noriega behauptet nun, daß das durchaus möglich war. Denn erstens habe er nicht nur - wie bis dato immer dargestellt - ein halbes Jahrzehnt für die beiden USA-Behörden

gearbeitet, sondern angeblich 20 Jahre. Und zweitens, das ist neu, sei er auch gegen entsprechende Löhnung für die Spionageabteilung der USamerikanischen Streitkräfte tätig gewesen, beispielsweise als eines ihrer Bindeglieder zu den nikaraguanischen Contras und als Berater der salvadorianischen Armee. Und die Sicherheitsgarantie für den Schah von Persien, der Anfang der 80er Jahre nach seinem Sturz und einigen Irrfahrten auf der panamaischen Pazifikinsel Contadora untergekommen war, habe „man“ sich ebenfalls einiges kosten lassen: 2 Millionen nämlich.

Das alles - sagt Noriega habe irgendwer während seines Prozesses vom Tisch gewischt und auch jetzt, in der Berufungsschrift, seien drei lange Abschnitte mit schwarzer Tinte unleserlich gemacht worden. Ende Dezember/Anfang Januar wird Häftling Nr. 41 586 erfahren, ob man seiner Berufung stattgibt oder nicht.

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