Auf Suche nach neuen Pfaden

Der Aktivist und Wissenschaftler Marco Berlinguer über die Krise des Kapitalismus und internationale Solidarität

Marco Berlinguer ist ein italienischer Journalist und Sozialforscher. Der 49-Jährige lebt in Barcelona und arbeitet an der Universidad Autonoma zu den Auswirkungen der digitalen Revolution auf Politik und Wirtschaft. In den vergangenen Jahren engagierte er sich unter anderem bei dem Thinktank »transform! europe« sowie dem Welt- und Europäischen Sozialforum. Er ist der Sohn von Enrico Berlinguer (von 1972 bis 1984 Generalsekretär der italienischen Kommunistischen Partei PCI), einem Protagonisten des Eurokommunismus. Mit Berlinguer sprach Katja Herzberg.

nd: Im kriselnden Europa wird derzeit viel von Solidarität gesprochen. Manche meinen, für einige sei genug Hilfe geleistet worden, anderen fehlt es an staatenübergreifender Unterstützung. Welchen Stellenwert hat das Konzept von Solidarität überhaupt noch?
Berlinguer: Das Problem ist, dass oft die Rede von ihr ist, aber die Reformen, die durchgesetzt werden, die Sparpakete, die auferlegt werden, nicht viel mit Solidarität zu tun haben. Solidarität bedeutet in dem Kontext der Austeritätspolitik nur die Rettung der Banken. Die Verantwortlichen verstecken sich hinter Worten wie diesen, aber die Substanz dahinter ist eine ganz andere.

Auch die linken Parteien in Europa fordern Solidarität, etwa gegenüber der griechischen Bevölkerung. Warum tun sie und viele Gewerkschaften sich so schwer damit?
Solidarität ist gerade auf internationaler Ebene sehr wichtig, aber schwer durchzusetzen. Es ist für alle eine Herausforderung, eine Solidarität auf...


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