Augstein greift zum Rotstift bei „Der Freitag"

Ein Viertel der Stellen bedroht / Linksliberale Wochenzeitung „wächst zu langsam" / Redaktion: der Anfang vom Ende

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Berlin (nd). Nun steht auch bei der Wochenzeitung „Der Freitag" ein gravierender Einschnitt in Haus: Auf einer Betriebsversammlung in dieser Woche ist die Streichung von etwa einem Viertel der Stellen in Verlag und Redaktion angekündigt worden. Das von „Spiegel"-Erbe Jakob Augstein 2008 erworbene Blatt wachse zu langsam, erklärte der 45-Jährige inzwischen auf Facebook. Es gehe „darum, der Zeitung das Schicksal der FTD und der FR zu ersparen". Letztere, sozialdemokratisches Traditionsblatt, hatte unlängst einen Insolvenzantrag stellen müssen, die "Financial Times Deutschland" erschien in der vergangenen Woche zum letzten Mal.

Augstein zufolge konnte „Der Freitag" zwar die Zahl seiner Abonnenten steigern und habe auch im Anzeigengeschäft zugelegt. Die Entwicklung verlaufe aber nicht rasch genug, um die Kosten zu decken. Zuletzt wies die Zeitung einen Gesamtverkauf von 13.790 Exemplaren aus. Der nach eigenem Anspruch linksliberale „Freitag" hatte in der Vergangenheit großen Wert auf den Ausbau im Internet gelegt und das Zeitungsdesign überarbeitet, was mit Preisen honoriert wurde. Die vom neuen Eigentümer erwartete Entwicklung der Verkaufszahlen blieb dahinter allerdings deutlich zurück.

Nun soll dem Vernehmen nach der Politikteil reduziert werden, die Wissenschaftsseiten von „Der Freitag" werden offenbar eingestellt. Nach Informationen aus der Redaktion wird auch das Online-Prestigeprojekt von der Krise betroffen sein. Augstein hatte auf Facebook die viel gelobte Orientierung auf eine lebendige Community nicht mehr genannt und erklärt, er glaube „an die Zukunft der Papier-Zeitung. Und auch an die des Freitag." Im Blatt verantwortlich sind derzeit der frühere Süddeutsche-Redakteur Philipp Grassmann und die Autorin Jana Hensel („Zonenkinder").

Augstein ("Im Zweifel links") hat angekündigt, sich wieder stärker in die Redaktionsarbeit einzuschalten. Dort herrschen seit Bekanntwerden der Kürzungspläne nicht zuletzt Verunsicherung und Ärger. Der Verleger habe das Blatt vor viereinhalb Jahren für seinen Aufstieg als Medienperson gebraucht, nun wolle er sich den Preis dafür nicht mehr leisten, hieß es. Die Kürzungen könnten eher der Anfang vom Ende als eine Möglichkeit der Rettung sein, sagte ein Redaktionsmitglied dem "nd". Auch bei anderen Zeitungen habe sich erwiesen, dass mit einem Schnitt in die redaktionellen Ressourcen keine Verbesserung von Qualität und Verkaufszahlen zu erreichen seien.
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