25000 haben es satt
Demo für andere Agrarpolitik in Berlin / Deutsche Bank spekuliert weiter mit Essen
Berlin (nd). Rund 25 000 Menschen haben nach Angaben der Veranstalter am Samstag in Berlin tiefgreifende Reformen in der Agrarpolitik gefordert. Die Aktion unter dem Motto „Wir haben es satt! Gutes Essen. Gute Landwirtschaft. Jetzt!“ fand bereits zum dritten mal statt. In bunten Kostümen und begleitet von Traktoren zogen die Menschen durch das Regierungsviertel zum Kanzleramt. Auf Transparenten forderten sie unter anderem die Schließung von Tierfabriken und warnten vor Umweltschäden durch giftige Pestizide.
Aufgerufen hatte ein Bündnis aus über 100 Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz sowie Entwicklungspolitik. „Wir haben es geschafft die Gentechnik von den Feldern zu vertreiben“ hieß es bei den Naturfreunden Deutschlands. Jetzt mache man „Druck für eine ökologisch-soziale Agrarwende“.
Bei der Aktion wurden auch Maßnahmen gegen den Preisdruck auf die Erzeuger gefordert. „Trotz bisher durchgeführter Milchstreiks, dem Bäuerinnen-Camp vorm Kanzleramt und mehrerer Demonstrationen in Brüssel hat sich an der Situation der Milchbauern nichts verbessert“, sagte Johanna Böse-Hartje vom Bundesverband der Deutschen Milchviehhalter. Die Politik gehe weiter den Weg der Liberalisierung, „den Weg der Vernichtung bäuerlicher Betriebe weltweit“.
Uschi Helmers vom Bündnis „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ erklärte, es dürfe „den Politikern nicht egal sein, wenn ausländische Arbeiter für drei Euro fünfzig Cent Stundenlohn in deutschen Schlachthöfen ausgebeutet werden oder dass für unser Tierfutter der Regenwald in Südamerika abgeholzt wird“. Kirchliche Hilfswerke wie Brot für die Welt warnten vor den Auswirkungen der EU-Agrarpolitik auf Entwicklungs- und Schwellenländer. Sie bedrohe „die Existenz vieler Bauernfamilien in den armen Ländern“.
Hubert Weiger vom BUND sagte auf der Abschlusskundgebung, er hoffe, dass sich „Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Rundgang auf der Grünen Woche nicht von den potemkinschen Dörfern der Agrarindustrie blenden“ habe lassen. „Hinter dem schönen Schein der Messestände verbergen sich millionenfaches Tierleid, ein exorbitanter Antibiotikaeinsatz bei Masttieren und enorme Belastungen der Umwelt durch die Massentierhaltung.“
Am Freitag hatte mit der „Grünen Woche“ eine der größten Agrarmesse weltweit begonnen. Am Rande kommen Regierungsvertreter zu Beratungen zusammen. Es gebe einen immer engeren Zusammenhang zwischen Lebensmittelsicherheit und allgemeiner Sicherheit, also „zwischen Krieg und Hunger“, wird der Generaldirektor der Welternährungsorganisation, José Graziano da Silva, zitiert.
Unterdessen hat die Deutsche Bank bekanntgegeben, auch künftig Finanzanlagen auf der Basis von Agrarprodukten anzubieten. Man sei „nach umfangreicher Prüfung und der Auswertung zahlreicher Untersuchungen“ zu dem Ergebnis gekommen, „dass es kaum stichhaltige empirische Belege für die Behauptung gibt, die zunehmende Bedeutung von Agrarfinanzprodukten sei für Preissteigerungen oder erhöhte Preisschwankungen verantwortlich“. Deshalb habe die Bank entschieden, „im Interesse ihrer Kunden“ weiter auch Spekulationen auf Agrarprodukte zu ermöglichen. In den vergangenen Jahren hatte es viel Kritik an Agrarspekulationen als Mitversursacher von Hungersnöten gegeben. Die Deutsche Bank hatte ihr Geschäft mit solchen Anlageprodukten daher im März 2012 ausgesetzt.
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