Im kleinen Saarland größer
Breiter aufgestellt als in vielen anderen Städten der Republik ist das Umfairteilen-Bündnis im Saarland. Es ist auf inzwischen 30 Mitgliedsorganisationen angewachsen. Vor einer Woche traten Aktivisten in der Saarbrücker Innenstadt publikumswirksam mit einem übergroßen Kuchen in Erscheinung und stellten die ungerechte Reichtumsverteilung bildhaft dar. Für den morgigen Tag ist eine Menschenkette von der Arbeitsagentur bis zur Deutschen Bank geplant. Bei der Kundgebung wird auch Mihai Balan vom Europäischen Verein der Wanderarbeiter und DGB-Projekt »Faire Mobilität« reden. Er hatte sich für die Rechte rumänischer Arbeiter eingesetzt, die im Saarland über ein Geflecht von Subunternehmen zu Hungerlöhnen beschäftigt waren.
Ein Grund für die starke Resonanz auf das Bündnis dürfte in der frühzeitigen Unterstützung durch den DGB Saar und die gute Zusammenarbeit im Saarland-Sozialgipfel liegen, durch den sich viele Akteure bereits kannten. Das Forum war 1996 angesichts hoher Jugendarbeitslosigkeit von über 20 Organisationen gegründet worden und blieb - anders als im restlichen Bundesgebiet - über die Jahre aktiv. »Es ist uns mit diesen Erfahrungen gelungen, nach nur 30 Minuten Vorbereitung und ohne Streit oder Anfeindungen für die Umfairteilen-Pressekonferenzen bis zu zehn unterschiedliche Statements der Bündnispartner abzustimmen«, freut sich Thomas Schulz, der in Personalunion Pressesprecher des DGB Saar und Regionalsprecher von Attac ist. Im Bündnis vertreten sind auch Organisationen, die sich selten und vor allem selten gemeinsam zu Verteilungsthemen äußern, so etwa der multikulturelle Baris-Verein, die Katholische Arbeitnehmerbewegung, die Fairhandelsinitiative und selbstverwaltete Jugendzentren. SPD, LINKE und Grünen schlossen sich rasch als Unterstützer an.
Das Bündnis will auch nach der Bundestagswahl weitermachen. »Bis das Ziel mehr soziale Gerechtigkeit in Deutschland erreicht ist«, sagt Cornelia Hoffmann-Bethscheider, SPD-Landrätin in Neunkirchen. »Umverteilung ist für unser Land von existenzieller Bedeutung«, so Heinz Bierbaum von der saarländischen Linksfraktion. Im hoch verschuldeten Saarland fürchten viele, dass das kleinste Flächenland der Republik ohne spürbare Steuermehreinnahmen auf Dauer nicht existieren kann.
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