Wo der Innbach aufwärts fließt
Österreich kämpft gegen die Flut - Wien nicht
Nördlich des Alpen-Hauptkamms kämpfen hunderte Gemeinden gegen Überflutungen. Salzburg und der Pinzgau, das Salzkammergut, die Gegend um Kitzbühel und Schärding sowie die Wachau zählen zu den am schlimmsten betroffenen Gebieten. Bislang sind zwei Tote zu beklagen, vier Personen gelten als vermisst.
Inn, Salzach und Donau treten aus ihren Ufern. Mobile Schutzanlagen, die nach dem »Jahrhunderthochwasser« im Jahr 2002 vor allem entlang der Donau neu errichtet worden waren, erleben ihre Bewährungsprobe. Städte wie Schärding (am Inn) oder Melk (an der Donau) versinken allen Vorkehrungen zum Trotz im Wasser.
Vom Hochwasser betroffene Flüsse
Während sich das Hochwasser am Montag in Niedersachsen und Baden-Württemberg langsam zurückzog, kämpften in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Bayern tausende Helfer gegen weiter steigende Pegelstände. Die betroffenen Flüsse in den einzelnen Regionen in Deutschland:
- Thüringen: Werra, Saale, Wisenta, Ilm, Weiße Elster, Pleiße, Sprotte.
- Sachsen: Elbe sowie die Nebenflüsse der oberen Elbe, Lausitzer Neiße, Mulde, Spree, Weiße Elster.
- Sachsen-Anhalt: Saale, Mulde, Weiße Elster.
- Bayern: Donau sowie ihre Zuflüsse wie beispielsweise Naab, Regen, Vils, Isar, Mangfall, Salzach und Inn. Im Maingebiet unter anderem Regnitz, Schwarzach, Fränkische Saale, Oberer Main, Rednitz und Regnitz. (dpa)
Chronologie: Rekordhochwasser nach extremen Regenfällen
In Deutschland haben starke Regenfälle schon öfter Flüsse in reißende Fluten verwandelt, manchmal mit katastrophalen Folgen. Einige Beispiele:
Januar 2011: Im nördlichen Abschnitt der Elbe erreicht das Hochwasser vielerorts Rekordhöhen. Doch die Deiche halten. Hunderte Helfer sind zwischen Lauenburg in Schleswig-Holstein und Wittenberge in Brandenburg unterwegs, um eine Überflutung zu verhindern.
August 2010: Extreme Regenfälle führen im Dreiländereck von Deutschland, Tschechien und Polen zu heftigem Hochwasser und Überschwemmungen. Durch einen Dammbruch am polnischen Witka-Stausee gelangen zusätzlich Wassermassen in die Neiße. Mindestens zehn Menschen ertrinken. Von den Schäden ist besonders Sachsen betroffen.
März/April 2006: Wegen des Elbehochwassers wird in Teilen Sachsens Katastrophenalarm ausgerufen. Auch in anderen ostdeutschen Ländern gilt die höchste Alarmstufe. In Tschechien kostet das Hochwasser mehreren Menschen das Leben. Auch in Österreich, Ungarn und Polen ist die Lage gespannt. In Norddeutschland erreichen die Elbefluten an mehreren Orten neue Höchststände jenseits der Werte des Jahrhunderthochwassers von 2002.
August 2005: Das von Italien kommende Tief »Norbert« führt zu heftigen Regenfällen im Süden Bayerns, in Österreich und der Schweiz. In mehreren besonders vom Hochwasser betroffenen Landkreisen und Städten in Bayern wird Katastrophenalarm ausgelöst.
August 2002: Nach sintflutartigen Regenfällen rollt eine verheerende Elbeflutwelle von Tschechien nach Norddeutschland. In Dresden erreicht das Jahrhunderthochwasser einen Rekordhöchststand. Allein in Sachsen sterben mindestens 20 Menschen. In Bayern sind besonders Regensburg und Passau von einer Flutwelle der Donau betroffen.
Juli 1997: Nach starken Regenfällen hält das Jahrhunderthochwasser der Oder die Menschen in Brandenburg, Tschechien und Polen in Atem und verursacht Schäden in Milliardenhöhe. Bei einem der größten zivilen Katastropheneinsätze bemühen sich bis Anfang August 45 000 Helfer, darunter 30 000 Bundeswehrsoldaten, die aufgeweichten Deiche mit Millionen von Sandsäcken zu sichern. (dpa)
Stichwort: Pegel und Pegelstand
Pegel zeigen die Wasserstände von Flüssen, Kanälen, Seen und anderen Gewässern an. Die einfachsten Geräte bestehen aus einer senkrechten Latte mit Maßeinteilung. Ausgangspunkt für die Messung ist nicht der Grund des Gewässers, sondern der sogenannte Pegel-Nullpunkt. Er wird in der Regel knapp unterhalb des bis dahin niedrigsten Wasserstandes festgelegt. Der Pegelstand gibt also nicht die gesamte Tiefe eines Gewässers an.
Bei Niedrigwasser kann am Pegel abgelesen werden, ob der Wasserstand noch für Schiffe mit einem bestimmten Tiefgang reicht. Zudem werden die Wasserstände laufend registriert, um rechtzeitig vor Hochwasser warnen zu können. Alle großen Flüsse in Deutschland sind in ein engmaschiges Kontrollnetz integriert. Die wichtigsten Pegel sind mit Daten-Fernübertragung und Alarmmeldern ausgestattet. Im Hochwasserfall werden die zuständigen Behörden automatisch alarmiert. (dpa)
Wasser braucht Platz: Noch immer fehlen Überflutungsgebiete
Der Freistaat Sachsen lobt sich, er investiere mehr als eine Milliarde Euro in den Hochwasserschutz. Das nach dem Hochwasser 2002 aufgelegte Schutzkonzept umfasse 1600 Einzelmaßnahmen für verschiedene Flussgebiete des Bundeslandes. Jedoch stoßen manche Maßnahmen auf Widerstand vor Ort. Allerdings, so kritisiert der Naturschutzbund Deutsch᠆land (NABU), setzt Sachsen ebenso wie die meisten anderen Bundesländer dabei hauptsächlich auf Schutzmauern und Deiche.
Das Grundproblem der Flüsse allerdings bleibt vielerorts ungelöst: Natürliche Überflutungsflächen fehlen. Nach NABU-Angaben steht heute nur noch ein Drittel der ursprünglichen Flächen zur Verfügung. Die einst vorhandenen Flussauen sind an Rhein und Donau, aber auch an den meisten kleineren Flüssen heute Agrarflächen oder von Deichen gesicherte Gewerbe- und Wohngebiete.
Das 2002 von der damaligen rot-grünen Bundesregierung vorgelegte Hochwasserschutzgesetz wurde von den unionsgeführten Ländern im Bundesrat blockiert. Auch sonst ist wenig passiert: mehrere Deichrückverlegungen an der Elbe in Sachsen-Anhalt und Brandenburg, die zum Teil noch laufen, kleine Projekte am Rhein (Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen).
Ein Grund ist die Zuständigkeit der Länder. So könnte man nach Auskunft von Emil Dister, Direktor des WWF-Aueninstituts Rastatt, an der Elbe bei Riesa kostengünstig größere Überflutungsgebiete realisieren. Doch von dieser sächsischen Maßnahme würden nur Brandenburg und Sachsen-Anhalt profitieren. Hessen habe die Einrichtung von Überflutungsflächen trotz Zahlungsangeboten aus Köln und Nordrhein-Westfalen abgelehnt. Steffen Schmidt
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Hunderte Häuser sind nurmehr per Boot erreichbar, die Menschen werden evakuiert. Feuerwehren und Soldaten befinden sich im Dauereinsatz. Entlang der Donau müssen auch die Wasserkraftwerke zurückgefahren werden. Bahnstrecken und Straßen sind unterbrochen. Aufgestautes Wasser bringt kleinere Flüsse wie den Innbach (bei Alkoven) dazu, bergauf zu fließen.
Die Gründe für die Katastrophe sind vielfältig. Der vom Westen her kommende Regen traf auf vom Wasser gesättigte Böden. Die aus den Alpen kommenden Flüsse Inn, Steyr, Traun etc. traten aus ihren Ufern.
Strukturell gesehen stellt sich die Lage noch dramatischer dar, die Zunahme solcher Katastrophen kann nicht mehr geleugnet werden. Von sensationsgeilen Medien als »Jahrhunderthochwasser« titulierte Ereignisse finden mittlerweile alle zehn Jahre statt. Der Klimawandel hat daran genauso seinen Anteil wie der lasche Umgang vieler Gemeinden mit Grundstückswidmungen. Jahrzehntelang wurden viele flussnahe Flächen zu Bauland umgewidmet. Die ehemals »sauren Wiesen«, die Platz für Überschwemmungen boten, fehlen nun. Mobile Schutzeinrichtungen können dieses Manko nicht kompensieren.
Wien selbst kann ruhig schlafen. Denn seit der letzten Donauregulierung, die im Jahre 1988 abgeschlossen wurde, sind Überschwemmungen im großen Stil über ein Schleusensystem regulierbar. Damals war entlang der gesamten Stadt parallel zur Donau ein Entlastungsgerinne ausgehoben worden. Mit dem Aushubmaterial schüttete man eine 21 Kilometer lange Insel - die Donauinsel - auf, die den WienerInnen seither als Erholungsgebiet dient. In diesen Tagen nehmen Entlastungsgerinne und Teile der Insel riesige Wassermengen auf.
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