Plebiszit auf Bayerisch

Fünf Volksentscheide parallel zur Wahl

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn man so will, dann können die Bayern am Sonntag gleich sechs Mal abstimmen. Neben den Landtagskandidaten stehen auch fünf Verfassungsänderungen zur Abstimmung. Kritiker bemängeln den »Alibi-Charaker« dieser Volksentscheide.

Seit Jahren fordern Bürgerinitiativen mehr Mitbestimmung in politischen Fragen. In Bayern scheinen sie ihrem Ziel nun etwas näher. Denn am kommenden Sonntag wird im Freistaat nicht nur der neue Landtag gewählt, sondern auch über fünf Verfassungsänderungen abgestimmt. Der weiß-blaue Landtag hatte die fünf »Gesetze zur Änderung der Verfassung« bereits am 20. Juni dieses Jahres beschlossen. Nun steht das Votum des Wählers aus.

Sollten die Bürger mitspielen, dann werden in der Landesverfassung unter Artikel 3 »gleichwertige Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen(...) in Stadt und Land« festgeschrieben. Das klingt genauso unverbindlich wie die ebenfalls vorgesehene Änderung von Artikel 121. Demnach sollen Staat und Gemeinden »den ehrenamtlichen Einsatz für das Gemeinwohl« fördern. Ebenso harmlos liest sich die geplante Ergänzung von Artikel 83. Wenn sich eine Mehrheit dafür entscheidet, muss der Staat demnächst für eine »angemessene Finanzausstattung« der Kommunen sorgen.

Mehr Brisanz hat da schon die Erweiterung von Artikel 82 um eine Schuldenbremse. »Der Haushalt ist grundsätzlich ohne Nettokreditaufnahme auszugleichen«, heißt es dort. Kritik kommt von der LINKEN: »Die Schuldenbremse wird die Handlungsfähigkeit des Staates, insbesondere der Kommunen, massiv einschränken«, fürchtet man. Zumal die Bremse vor allem laufende Ausgaben wie Bildung und Soziales treffe, so die Linkspartei. Volksentscheid Nummer fünf zur »Informationspflicht bei EU-Angelegenheiten« halten Experten gar für verfassungswidrig. Demnach müsste bei der Übertragung von Hoheitsrechten an Brüssel der Landtag bzw. das Volk eingeschaltet werden. Das deutsche Grundgesetz sieht so etwas aber nicht vor.

Kritik an den Volksentscheiden kommt deshalb von den Grünen. »Die zur Abstimmung stehenden Ergänzungen haben lediglich Alibi-Charakter«, meint die rechtspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion, Christine Stahl.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.