Endpunkt Munster
In der Lüneburger Heide werden demnächst Assads C-Waffen-Reste entsorgt
»Entsorgt. Mit Sicherheit.« So lautet der Slogan der Gesellschaft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten in Munster (Heidekreis). Die bundeseigene GEKA ist das einzige Unternehmen in Deutschland, dem der Umgang mit chemischer Munition erlaubt ist. In fünf Anlagenkomplexen werden von 140 Mitarbeitern Chemiewaffen zerstört und kontaminiertes Erdreich gewaschen.
Demnächst werden Lkw mit 20-Fuß-Tankcontainern über die Waage am Eingang rollen. Insgesamt 370 Tonnen. Es handelt sich um auf dem US-Schiff »Cape Ray« produzierte Hydrolysestoffe. Ursprünglich waren das einmal syrische S-Lost-Kampfstoffe. Die werden in der niedersächsischen Entsorgungsfabrik weiter verarbeitet. So schnell wie unspektakulär: Man schließt einen Schlauch an das Containerventil an, der führt in ein Gebäude, darin steht ein Verbrennungsofen. Was übrig bleibt vom einstigen Todesstoff, wird gut gefiltert durch einen Schornstein in die Natur entlassen.
Eigentlich kämpft man dort in der Lüneburger Heide noch immer gegen die Todesdrohungen aus zwei Weltkriegen. Einst stand hier einmal eine Giftgas-Fabrik des deutschen Kaiserreiches. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die hier produzierte Munition delaboriert. Doch 1919 geschah ein Unfall, ein mit Chemiegranaten beladener Güterzug flog in die Luft. Und weil das Gelände ohnehin verseucht war, baute man eine neue Chemiewaffenfabrik hin, die für Hitlers Wehrmacht den Tod in Granaten abfüllte.
Heute entsorgt man die Hinterlassenschaften. Wann immer Feuerwerker in Deutschland vermuten, dass entdeckte Munition mit Kampfstoff gefüllt sein könnte, ruft man die Experten aus Munster. Die bergen, untersuchen und delaborieren die Munition. Die Masse des zurückbleibenden Materials ist hochwertiger Schrott. Und was bei der gesteuerten Verbrennung der Gefahrenstoffe in den Filtern hängenbleibt, wird ins Endlager gebracht. Derzeit verwendet man ein stillgelegtes Salzbergwerk in Thüringen. hei
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.