Plädoyer für eine echte Friedensbewegung
Özlem Alev Demirel fordert Bündnisse für den Frieden statt neurechter Verschwörungstheorien
Der Widerspruch zwischen den einzelnen imperialistischen Staaten und deren Blöcken ist größer geworden. Der Kampf um den »Kuchen« nimmt immer mehr Fahrt auf. Während die einen, um die Vorherrschaft der anderen zurückzudrängen, auch mit Faschisten paktieren, versucht die andere Macht, ihre Vorherrschaft in der Region zu schützen. Das Säbelrasseln wird lauter, das Kräftemessen sichtbar. Offenkundig ist dabei, dass sich bei diesem Kampf der Giganten neue Formierungen andeuten und die ukrainische Bevölkerung, die ohnehin mit massiven sozialen Problemen zu kämpfen hat, darunter leidet. Ein Kampf bei dem die Kontrahenten im Grunde wissen, wer der wahre Verlierer ist.
Während sich in der Ukraine die Ereignisse überschlagen, die Imperialmächte in ihrem Schachspiel ihre Figuren immer weiter ins Feld führen und die de-facto-Regierung mit faschistischer Beteiligung immer brutaler gegen die Unruhen im Osten des Landes vorgeht, scheint es auf den deutschen Straßen weitestgehend ruhig. Zwar gibt es Stimmen, die sich immer wieder gegen Krieg aussprechen, doch eine spürbare Bewegung? – Fehlanzeige. Auf den großen 1. Mai-Kundgebungen kam das Thema kaum vor. Auf den Straßen hängt eine bunte Mischung an Wahlkampfplakaten aller Couleur und auch die antimilitaristischen Parteien befinden sich eher im Wahlkampf, als im Kampf für den Frieden. Noch nicht einmal die traditionellen Ostermärsche haben einen großen Boom erlebt. Und das alles, obwohl Deutschland beim Anheizen des sich anbahnenden Bürgerkriegs in der Ukraine eine wesentliche negative Rolle spielt.
Linke Leute von rechts
nd-Blogger Roberto de Lapuente warnt vor jenen Stimmen, die meinen, die Zeit von Links und Rechts sei vorbei. Zum Beitrag.
Das Vakuum nach der Montagsdemo
Linke dürfen die USA-Kritik nicht den Rechten überlassen, mahnt nd-Autor Tobias Riegel. Zum Beitrag.
Die Friedensbewegung trifft sich Montags
Attac-Mitglied Pedram Shahyar ruft Linke auf, montags auf die Straße zu gehen. Zum Beitrag.
Plädoyer für eine echte Friedensbewegung
Özlem Alev Demirel fordert Bündnisse für den Frieden statt neurechter Verschwörungstheorien. Zum Beitrag.
Nicht überall, wo Frieden draufsteht, steckt Frieden drin
Stephan Lindner über die rechte Ideologie vieler Montagsdemonstranten. Zum Beitrag.
Auch montags ein Aktivist
Prinz Chaos II. über Montagsdemos und den Unterschied zwischen Sektierern und Aktivisten. Zum Beitrag.
Dennoch: der Unmut ist groß in der Bevölkerung. Nicht nur Unmut auch Angst macht sich breit. Angst vor einem neuen Krieg zwischen den großen Blöcken. Auch wenn es eher unwahrscheinlich erscheint, dass ein großer Weltkrieg in unmittelbarer Zukunft beginnt, ist diese Angst nachvollziehbar. Im Moment werden zunächst lediglich in Form eines Stellvertreterkrieges die Kräfte gemessen.
Eigentlich sollte allein diese beschriebene Situation Grund genug dafür sein, sich wieder aufzurappeln und auf die Straßen zu gehen für Frieden, für Solidarität mit der Bevölkerung in der Ukraine und gegen eine faschistische Regierung, die nicht zuletzt mit Unterstützung der deutschen Regierung und der Konrad-Adenauer-Stiftung an die Macht gekommen ist. Doch stattdessen überlässt man das Feld skurrilen Verschwörungstheoretikern und Querfrontlern (für die es kein rechts und links gibt, sondern man gemeinsam gegen eine von wenigen gesteuerte Weltverschwörung vorgehen soll). Die Anmelder dieser Montagsdemonstrationen stellen Deutschland teilweise als Opfer der Politik der USA dar. Deutschland agiere in diesem Konflikt lediglich als US-Vasallenstaat.
Während sich viele fortschrittliche Bündnisse von den rechten Montagsdemonstrationen distanzieren, gibt es auch linke Stimmen, die meinen, man müsse zu den Demonstrationen gehen. Nur so könne man eine neue Bewegung aufbauen. In der Bewertung dieser neuen rechten »Bewegung« überschlagen sich Ereignisse und Meinungen. Richtig ist: Man darf diesen Neurechten und Verschwörungstheoretikern nicht den Kampf für den Frieden überlassen darf. Der Beste weg dahin wäre, die echte Friedensbewegung, die sich gegen Krieg, Militarismus und Nationalismus ausspricht, wiederzubeleben. Breite Bündnisse müssen aufgebaut werden, um das Thema breit in die Gesellschaft zu tragen, allen voran auch in die Gewerkschaften. Wir brauchen weniger ein Geschrei um oder gegen die neurechten Verschwörungstheoretiker. Stattdessen sollte etwas 'richtiges' aufgebaut werden, das den Menschen, die derzeit aus Alternativlosigkeit diesen rechten Verschwörungstheoretikern auf den Leim gehen, eine Perspektive bietet. Etwas, das von der Bevölkerung getragen wird, aber auch klar Stellung bezieht gegen jegliche Art von Krieg und Nationalismus.
Es war einer der Hauptprobleme der Bewegung auf dem Maidan, dass sie berechtigte Kritik an Janukowitsch mit der falschen Orientierung auf die EU verbunden hat. Was wir also brauchen, ist eine Friedensbewegung und zwar auf einer fundierten Grundlage, breit getragen und sichtbar auf den Straßen. Die Verantwortung ist unser aller.
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