Politik der Bilder
Tom Strohschneider über radikale Kritik, Blockupy und Gewalt
Protest in der Mediendemokratie heißt: Bilder produzieren. Nicht die Demonstration selbst ist es, die vor allem zur Veränderung beiträgt - sondern ihre öffentliche Widerspiegelung, ihre Wirkung auf die Mehrheitsverhältnisse in den Köpfen.
Es waren Blockaden gegen Nazis und Aktionen zivilen Ungehorsams gegen die Atomlobby, die Bewegungen von unten die entscheidende Aufmerksamkeit verschafften - und so die Botschaft der Veränderung stärkten. Ja, radikale Kritik an den Verhältnissen braucht radikale Bilder. Nur: Nicht alles, was nach Krawall aussieht, ist radikal. Was da teils am Rande der Blockupy-Aktionen abgelaufen ist, hat nicht nur Menschen gefährdet. Es hat auch Bilder produziert, die eine Hegemonie absichern, die zu überwinden die Proteste zum Ziel haben: »There is no Alternative. Höchstens eine, die niemand wollen kann.«
Aber haben nicht auch die...? Ja, haben sie. Vielleicht sogar provoziert? Aus dem Hinweis auf die Gewalt der Polizei, auf die strukturelle Gewalt des Systems überhaupt, die oft unterschlagen wird, kann linke Kritik keine Rechtfertigung ziehen: Wer aus guten Gründen eine bessere Welt will, muss an sich selbst andere Maßstäbe anlegen. Auch im Protest.
Wenn Bilder mitentscheiden, wie erfolgreich Bewegungen sind, werden diese freilich auch zum Mittel, um Widerstand zu diskreditieren. Blockupy war weit mehr als ein paar brennende Autos und geworfene Steine. Viele Tausend sind gegen eine verheerende Krisenpolitik auf die Straße gegangen. Bunt, friedlich, radikal. Und das bleibt richtig.
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