Beklemmende Zustände

Krise in Venezuela: Der Chavismus ist populär, aber kein revolutionäres Projekt mehr, meint Andreas Behn

Zweifellos sind die Zustände in Venezuela beklemmend. Es hat den Anschein, als ob die Menschen nur noch ein Thema kennen: wie der Alltag angesichts der Versorgungskrise zumindest halbwegs organisiert werden kann.

»Die Menschen werden nicht von den Hügeln, den ›cerros‹, herabkommen«, prophezeit Oscar Schemel vom Meinungsforschungsinstitut Hinterlaces. Die »cerros« sind ein Synonym für die Armenviertel, die in der venezolanischen Hauptstadt Caracas zumeist an steilen Berghängen liegen. Und das »Herunterkommen« der Armen beschreibt die Urangst der reichen Minderheit um ihre Privilegien. »Nein, die Armen sind schon vor langer Zeit herabgekommen«, fährt Schemel überzeugt fort. »Und sie haben nicht vor, wieder zu gehen.«

Die These des bekannten Meinungsforschers steht im Widerspruch zum weltweiten medialen Mainstream, der angesichts der heftigen Wirtschaftskrise das baldige Ende der sozialistischen Regierung von Nicolás Maduro und damit gleich des Chavismus als solchem voraussagt. Auch Hinterlaces sagt der Opposition einen Sieg bei den Parlamentswahlen im Dezember voraus. Doch diese Mehrheit kommt nicht durch überzeugte konservative Wähler zusta...


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