Plädoyer für poetisches Denken
Camilla Elle und Júlio do Carmo Gomes über das Bilderverbot und ihre Zeitschrift »Utopie«
Warum wollten Sie ein Magazin über »Utopie« gründen? Was bedeutet Utopie für Sie?
Camilla Elle: Heute ist viel von der Krise die Rede, die als Wirtschafts-, oder seltener auch als politische Krise dargestellt wird, die aber aus unserer Sicht vor allem eine Krise des utopischen Denkens ist. Aus der Sehnsucht nach Utopie und nach Vorstellungswelten, die sich erheblich unterscheiden, haben wir das Magazin initiiert. Die Utopie ist für uns viel weniger ein fertiges Programm als ein Anspruch.
Júlio do Carmo Gomes: Utopie ist etwas Unkontrollierbares, weil wir unseren Kopf nicht kontrollieren können: Die Fantasie lässt sich nicht aufhalten. Heutzutage, im Angesicht des Zusammenbruchs einer ganzen Gesellschaft, kann unsere Freiheit nur aufrechterhalten werden, wenn unsere Vorstellungskräfte wachsen. Wir sehen einen großen Mangel an kollektiven Utopien.
Sie treten für eine »poetische Denkart« und einen »poetischen Materialismus« ein...
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