Erdogan droht regierungskritischen »Akademikern für Frieden«
Türkische Präsident wirft Unterzeichnern einer Petition zum Kurdenkonflikt »Verrat« vor
Ankara. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist mit regierungskritischen Akademikern wegen einer von ihnen unterzeichneten Petition zum Kurdenkonflikt hart ins Gericht gegangen. Die »sogenannten Intellektuellen« würden den Preis für ihren »Verrat« zahlen, sagte Erdogan am Mittwoch in einer Rede vor örtlichen Politikern in seinem Präsidentenpalast in Ankara.
Der Staatschef warf den Akademikern vor, die »Einheit der Nation« zu bedrohen und »ihren Hass auf die Werte und Geschichte der Türkei« zu verbreiten. Mit ihrem »komfortablen Leben« aufgrund des vom Staat gezahlten Gehalts sei es nun vorbei, sagte Erdogan.
Mehr als 1200 türkische Wissenschaftler hatten in der vergangenen Woche eine Petition unterzeichnet. Darin wird die Staatsführung aufgefordert, die von den Sicherheitskräften verübten »vorsätzlichen Massaker und Deportationen kurdischer und anderer Menschen« in den Kurdengebieten im Südosten der Türkei zu beenden. Erdogan nannte die Unterzeichner »Verräter« und bezichtigte sie der Komplizenschaft mit den »Terroristen« der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).
Die Polizei hatte am Freitag 18 Unterzeichner der Petition festgenommen und später wieder freigelassen. Sie müssen sich aber weiterhin wegen des Vorwurfs der »Terrorpropaganda« verantworten. Gegen die weiteren Unterzeichner sind Ermittlungen wegen »Beleidigung des Staats« im Gange. Mehrere Universitäten leiteten zudem Disziplinarverfahren gegen Mitarbeiter ein. Die EU-Kommission und die US-Regierung verurteilten Ankaras Vorgehen. AFP/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.