Bärendienst für die Ärzte

Neue Vorschläge gegen den Medizinermangel weisen in die falsche Richtung

Praxisverkäufe zur Finanzierung des Lebensabends gelingen immer weniger.
Praxisverkäufe zur Finanzierung des Lebensabends gelingen immer weniger.

Mehrere tausend Hausarztsitze sind derzeit unbesetzt. Der zunehmende Ärztemangel bewegt seit Langem auch die Zunft der Medizinerinnen und Mediziner höchstselbst. Mehr oder minder zukunftsweisende Ratschläge sind von diesen zu vernehmen. Der diesjährige Ärztetag, der gerade in Mainz unter anderem über dieses Thema diskutiert, sammelt Vorschläge dazu, was getan werden sollte. Klaus Reinhardt, seines Zeichens Präsident der Bundesärztekammer, gab via Medien die Stoßrichtung vor: mit seiner Idee, Mediziner im Rentenalter mit Steuervorteilen zurück in die Praxen zu locken. Dies wäre eine kurzfristig wirksame Maßnahme.

Viele ältere Ärzte gehen einem Teilzeitjob aber schon ohne steuerliche Begünstigung nach. Ihr Lebensverdienst dürfte in der Regel hoch genug gewesen sein. Beim Erlös der verkauften Praxis sieht es aber vielleicht anders aus. Und wenn dann auch noch der Ärztepräsident die pekuniären Interessen dermaßen in den Vordergrund stellt, erweist er den eigenen Kollegen einen Bärendienst. Die Forderung nach mehr Geld ist nämlich gerade bei Vertretern dieses eigentlich angesehenen Berufsstandes viel zu oft zu hören. Zu wenig Aufmerksamkeit widmen sie hingegen sachorientierten Forderungen wie die nach mehr patientenzentrierter Versorgung oder nach einer Krankenhausreform gemäß des realen Bedarfs und nicht immer noch gekoppelt an die gescheiterten Fallpauschalen. Der Fokus in der Debatte über Ärztemangel sollte auf jeden Fall verändert werden.

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