Mosambik tritt auf der Stelle

Nach einer Untersuchung der Regierung in Maputo hat sich die Misere in dem afrikanischen Land weiter verfestigt

Auf einer Müllhalde in der Hauptstadt Maputo suchen Einwohner nach Lebensmitteln und brauchbaren Gegenständen.
Auf einer Müllhalde in der Hauptstadt Maputo suchen Einwohner nach Lebensmitteln und brauchbaren Gegenständen.

Innerhalb von zehn Jahren hat sich in Mosambik die Zahl der in Armut lebenden Bürger fast verdoppelt. Mit Stand 2022 waren zwei Drittel seiner rund 33 Millionen Einwohner betroffen. Diese Angaben enthält die vom Wirtschafts- und Finanzministerium erstellte und nun von der Regierung in Maputo verabschiedete »Nationale Strategie zur Entwicklung« für die kommenden zwei Jahrzehnte.

Die Armut in Mosambik wächst in rasendem Tempo nach: Eine im Durchschnitt sehr junge und jährlich um rund 2,5 Prozent an Zahl zunehmende Bevölkerung macht die Herausforderungen für Mosambiks Administration, grundlegende Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen, immer größer. Bildung ist Mangelware und dramatisch ist die Lage auch im Gesundheitssektor. Wer es sich leisten kann, reist für Behandlungen ins Nachbarland Südafrika. Besonders außerhalb der großen Städte ist eine gute medizinische Versorgung Fiktion. Dabei gehört das südostafrikanische Land mit einer 2700 Kilometer langen Küste am Indischen Ozean zu den zehn mit der weltweit höchsten HIV-Rate. Mit ganz oben steht das hoch verschuldete Mosambik auch im Ranking der Armenhäuser. Nach einem Korruptions- und Kreditskandal musste 2017 der Staatsbankrott erklärt werden, was Mosambik von den Finanzmärkten abschnitt.

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Das »mit großem Enthusiasmus«, wie es in der Einleitung heißt, vorgestellte Papier verspricht die Weichen für eine wirtschaftliche und soziale Entwicklung zu stellen, die »nachhaltig, integrativ und gerecht« ist. Motor soll ein gestärkter Privatsektor in einer breiter aufgestellten Wirtschaft sein. Die Bevölkerung werde vom angestrebten Wachstum mit einer höheren Lebensqualität und mehr Wohlstand profitieren.

Doch der Weg, den man dafür bis 2044 zurücklegen müsste, scheint unendlich weit. Und ganz ähnliche Versprechungen hatten auch die Vorläufer der aktuellen Strategie enthalten. Entsprechend ist die Strategie als Ausweis einer guten Regierungsführung wohl weniger an die zur Mitwirkung aufgerufene Zivilgesellschaft als an Geber wie Weltbank, IWF, reiche Länder und potenzielle Investoren adressiert.

Laut den Zahlen der Regierung gab es in den vergangenen Jahren auch Fortschritte zu verzeichnen. Sie spiegeln gleichwohl den niedrigen Entwicklungsstand des Landes wider: So stieg bis 2023 der Zugang zu Elektrizität von 24 auf 39 Prozent, wobei mehr ländliche Gemeinden ans Stromnetz kamen. Auch die Zahl der Sanitäreinrichtungen nahm etwas zu, doch haben mehr als zwei Drittel der Mosambikaner weiter keinen Zugang zu hygienischen Toiletten. Mit sauberem Trinkwasser besserte sich die Situation innerhalb eines Jahrzehnts für drei Prozent, womit nun statistisch für 53,3 Prozent der Bevölkerung diese Grundbedingung für Gesundheit vorhanden ist. Doch bleibt die Situation prekär: Mosambik erlebt aktuell einen Ausbruch der Cholera, die zumeist über verunreinigtes Trinkwasser übertragen wird. Mehrere Dutzend Menschen starben bereits an der Krankheit.

Schwer lasten historische Hinterlassenschaften: Mosambik, fast 500 Jahre lang Kolonie, hatte nach der Nelkenrevolution in Portugal am 25. Juni 1975 seine Unabhängigkeit erlangt. Eine friedliche Entwicklung vereitelte der Kalte Krieg. Die Apartheidstaaten Südafrika, Rhodesien und westliche Staaten bewaffneten die Renamo für ihren Kampf gegen die bis heute regierende frühere Befreiungsbewegung Frelimo, der das Land verheerte. Das Verhältnis zwischen Regierung und der als Partei integrierten Oppositionskraft blieb auch nach dem Friedensschluss 1992 explosiv.

Dabei besitzt das Land Reichtümer, die ihm bei weniger ungleicher Verteilung einen Entwicklungsschub ermöglichen würden. Neben Kohle- und enormen Gasvorkommen, auf die sich Multis stürzen wollen, hat es auch ein großes touristisches Potenzial. Einer Hebung seiner Schätze steht nicht zuletzt die gefährliche Lage in der nördlichen Provinz Cabo Delgado entgegen, wo islamistische Gruppen seit Jahren Angriffe verüben.

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