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Stadtentwicklung auf breiter Basis
Experten fordern eine integrative Persönlichkeit für das von der SPD beanspruchte Bauressort
Neben dem Posten an der Spitze der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, der künftig von der SPD besetzt werden soll, ist auch unklar, wer Senatsbaudirektor oder -direktorin werden soll. In einem Offenen Brief fordern rund 300 namhafte Architekturbüros, stadtpolitische Initiativen und Wissenschaftler*innen, dass der Posten »in einem offenen und transparenten Verfahren besetzt wird, idealerweise mithilfe einer vom Senat einzusetzenden, unabhängigen Berufungskommission«.
Es sei »wichtig, dass diese Position mit einer integrativen Persönlichkeit besetzt wird, die nicht nur über eine große fachliche Kompetenz verfügt, sondern die auch bei allen relevanten stadtpolitischen Akteuren und Parteien Anerkennung findet«, heißt es in dem am Montag auf der Webseite der Fachzeitschrift »Arch+« veröffentlichten Schreiben. »Nur auf diese Weise kann eine Stadtentwicklung gelingen, die von breiten Mehrheiten mitgetragen wird«, diese Überzeugung teilen Persönlichkeiten der Szene wie Arno Brandlhuber, Louisa Hutton und Thomas Flierl sowie Initiativen wie Bizim Kiez.
Nicht unter den Erstunterzeichnenden findet sich Tobias Nöfer. Der Architekt und Vorstandsvorsitzende des Architekten- und Ingenieursvereins zu Berlin-Brandenburg wird inzwischen als ein möglicher Kandidat für den Senatorenposten gehandelt. Er hat auch für die SPD an den Koalitionsverhandlungen teilgenommen.
Auch Engelbert Lütke Daldrup hat bisher nicht unterzeichnet. Der ehemalige Flughafenchef, der den BER schließlich 2020 eröffnen konnte, wurde auch als möglicher neuer Stadtentwicklungssenator genannt. Allerdings hat der studierte Stadtplaner sich Ende September als Flughafenchef in den Ruhestand verabschiedet und in Interviews zu erkennen gegeben, dass er mehr Zeit für seine Frau und seinen Dackel haben wolle.
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In Lütke Daldrups Leipziger Jahre fällt auch die gescheiterte Olympiabewerbung der Stadt für die Spiele 2012, die auch von Korruption überschattet war, vor allem durch ein Unternehmen, das zahlreiche sogenannte Cross-Border-Geschäfte mit der Stadt machte. Gebäude und Netze wurden verkauft und zurückgeleast, besichert wurden die Geschäfte mit hochriskanten Finanzwetten. Die Ermittlungen brachten auch seinen Chef, den damaligen Leipziger Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) in Bedrängnis, letztlich wurden die Vorwürfe gegen ihn fallen gelassen. Der holte den Stadtplaner schließlich 2006 als Staatssekretär mit in das Bundesbau- und -verkehrsministerium, das er bis 2009 leitete.
Im Gespräch als Stadtentwicklungssenatorin war auch die bisherige wohnungs- und baupolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Iris Spranger. Sie fiel bisher vor allem durch absolute Loyalität gegenüber der Führungsebene in Partei und Fraktion auf. Innensenator Andreas Geisel würde wohl gerne wieder zurück in das Ressort.
Anerkennung bei allen relevanten stadtpolitischen Akteuren dürfte keiner der Kandidaten finden.
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